CH.FILM

Helden in Tirol Österreich, Schweiz 1998 – 108min.

Filmkritik

Handfester Spass aus Österreich

Filmkritik: Susanne Rohrer

In Helden, einem Dorf in Tirol, ist die Welt noch in Ordnung. Was ein rechtes Bergdorf ist, hat einen Dorftrottel und eine hexende Dorfälteste, und die Haushälterin ist in den Pfarrer verliebt. Die Mädels sind noch knackig und die Burschen haben nichts gescheiteres zu tun, als im Gasthaus eine Prügelei anzuzetteln. Und was ein rechter Heimatfilm ist, veranlasst seine Akteure auch, unvermittelt zu jodeln und strahlend durch die Bergwelt zu wandeln.

Unter der heimeligen Oberfläche tut sich aber einiges. Der machtgierige Bürgermeister (I Stangl) hat vor, aus seinem Dorf eine Touristenfalle zu machen. Insgeheim erwidert der Pfarrer (Ludger Pistor) die Liebe seiner Haushälterin (Adele Neuhauser), gibt sich jedoch lieber dem berauschenden Johanniskraut in Form von Selbstgedrehten hin - mit Gottes Segen. Und der Dorftrottel (Christian Pogats) liest Proust und raucht mit. Gut, ist da noch Max Adler (Christian Schmidt), seines Zeichens Naturbursche, der oben in den Bergen lebt, Adler züchtet und die schöne Emma (Elke Winkens) liebt. Über seiner Liebe zur heilen Bergwelt wird Max zum Helden. Er muss nicht nur sein Dorf vor dem Bürgermeister retten, sondern auch seine geliebte Emma vor dessen Sohn (Gregor Seberg) und dazu noch die eigene Haut. Die Hexe Titania (Silvia Fenz) hat eine wichtige Rolle im Dorf: sie fädelt Romanzen ein, beschützt unseren Helden auch schon mal in einer schwierigen Lage, und kümmert sich um die, die im Leben immer ein bisschen zu kurz kommen. Sie ist weise und meistens zur rechten Zeit am rechten Ort.

Hüttenzauber und Milka-Romantik? Nein, dieser Film ist eine Persiflage auf den klassischen Heimatfilm, ein rockiges Alpen-Musical und eine hinreissende Komödie. Regisseur Niki List hat in den Achtziger Jahren mit Müller's Büro schon einmal einen Kultfilm gelandet und ist mit dem gezeichneten Bierlümmel Werner Beinhart noch in Erinnerung. Neun Jahre hat er gebraucht, um die Idee einer Bergfilmparodie umzusetzen, aber dafür ist eine eigenwillige, schräge Collage entstanden. Die Musik trägt viel zum Spass bei: Die Gesangsnummern machen mehr als ein Drittel des Films aus. Niki List hat die Texte geschrieben und sein Hauskomponist Peter Janda hat daraus einen Soundtrack gemacht, der sich freimütig sowohl bei Rock und Soul als auch bei der einheimischen Volksmusik bedient.

Helden in Tirol nimmt nicht nur das Genre der Berg- und Heimatfilme, sondern auch manche österreichischen Sitten und Gebräuche auf die Schippe. Sogar vor dem lieben Gott (Konstantin Seitz) wird nicht halt gemacht, und Niki List bedauert sehr, dass sich die österreichische Kirche darüber nicht gründlich genug aufgeregt hat.

Helden in Tirol könnte der Kult des Sommers werden. Trashkultur ist in, und diese Version mit alpenländischen Ingredienzien kann man so richtig geniessen.Übrigens dürfen wir uns schon auf den nächsten Spass aus Niki Lists Küche freuen: er hat mir verraten, dass als nächstes die Realverfilmung von Nick Knatterton auf dem Menü steht.

07.08.2001

4

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