Austin Powers: Spion in geheimer Missionarsstellung USA 1999 – 95min.
Filmkritik
Der Spion, der uns schüttelte
Der erste Film über den immergeilen Topagenten ("Austin Powers: International Man of Mystery") avancierte erst während der Videoauswertung zum Kulthit. "Austin Powers: The Spy Who Shagged Me" hingegen spielte in den USA bereits am ersten Wochenende so viel Geld ein wie der erste Teil während seiner gesamten Laufzeit. Mike Myers übernimmt erneut die Doppelrolle von Titelheld und Schurke und beweist erneut, dass man das Standardmenu des Spionagefilms - Topagent, verführerische Gespielinnen und grössenwahnsinniger Bösewicht - auch mit überdrehtem Witz servieren kann.
Austin Powers (Mike Myers) ist zurück und mit ihm seine unstillbare Libido. Aber auch Dr. Evil (Mike Myers) fand seinen Weg aus dem Weltall zurück und will immer noch die Weltherrschaft an sich reissen. Damit ihm Austin Powers dieses Mal nicht in den Quere kommt, hat er den perfekten Plan ausgeheckt: Mit Hilfe einer Zeitmaschine entwendet er dem eingefrorenen Agenten die Libido ("Mojo") und droht die Erde anschliessend mit einer Laserkanone zu vernichten. Doch selbst die verlorene Manneskraft hindert Austin Powers nicht, den teuflischen Plan des Oberschurken zu durchkreuzen. Die einzige Möglichkeit dazu ist eine Reise in die Vergangenheit, genauer: in das London der Swinging Sixties. Dort soll Powers mit Unterstützung von Felicity Shagwell (Heather Graham: "Shagwell by name, shag very well by reputation") die Erde vor der Zerstörung retten.
Mike Myers grüsst in verführerischer Pose von zahlreichen Plakatleinwänden. Nicht grösser, nicht besser, nein, nur lustiger als Star Wars: Episode 1 soll die Fortsetzung seiner Kultkomödie sein. Wie der Untertitel "The Spy Who Shagged Me" vermuten lässt, nimmt Myers aber vor allem die Bond-Filme und ihresgleichen aufs Korn. Allerdings werden nicht nur Agentenfilme parodiert. Der Zeitreisende Dr. Evil zitiert eifrig aus allen möglichen Filmen und betitelt seine Pläne mit so einfallsreichen Bezeichnungen wie "The Alan Parsons Project" oder "Death Star". Schamloser Ideenklau, beklagt sich deshalb sein Sprössling. Die Anschuldigung kann Dr. Evil natürlich nicht auf sich sitzen lassen, weshalb er dem Sohn variantenreich eine Schweigepflicht auferlegt. Die ist wiederum aus dem ersten "Austin Powers"-Film bereits bekannt und gerade deshalb natürlich besonders witzig. Myers gelingt es immer wieder, auch alten Gags noch das letzte Tröpfchen Witz auszupressen, so dass sie nicht lediglich als lahme Repetitionen daherkommen.
Dass die Zuschauer auch vom zweiten Teil der Agentenfilmparodie Lachspass bis zum Abwinken erwartend darf, erklärt der Film gleich zu Beginn selber: Bevor Michael York seinen Topagenten auf Zeitreise schickt, fordert er ihn auf Spass zu haben und erteilt anschliessend der Kamera dieselbe Anweisung. Um die Aufforderung und das Versprechen einzulösen, konzentrieren sich die Drehbuchautoren Mike Myers und Michael McCullers vorwiegend auf sexuell Zweideutiges. Dass sie dabei nicht mit jedem Witz ins Schwarze treffen, kann man ihnen verzeihen. Einzig die Figur des Fat Bastard ist absolut geschmacklos und überhaupt nicht unterhaltsam. Selbst Austin Powers muss gelegentlich feststellen, dass nicht alle über seine Witze lachen können. Doch genau darin liegt der Reiz der Figur. Es macht Spass zu sehen, wie das zwiespältige Verhältnis der Amerikaner zum Sex durch die überspitzte Reduzierung auf den Phallus gnadenlos lächerlich gemacht wird.
Da Mike Myers sich vorstellen kann, für jeden zweiten Film in die Rolle des sexgierigen Geheimagenten zu schlüpfen, wird eine weitere Fortsetzung wohl nicht lange auf sich warten lassen. Solange der finanzielle Erfolg anhält, ist ein Ende des Agentenklamauk nicht absehbar. Schliesslich jagt auch James Bond immer noch in alter Frische grössenwahnsinnigen Bösewichten und kurvenreichen Schönheiten hinterher.
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