Edtv USA 1999 – 122min.

Filmkritik

Ein wissender Truman: Ed Pekurny Superstar

Filmkritik: Olivier Zobrist

24 Stunden vor dem TV sitzen, das kann jeder. Wie aber sieht dasselbe auf der andern Seite der Mattscheibe aus? Das Leben von Ed Pekurny, einem ansonsten ganz normalen Durchschnittsversager, wird täglich 24 Stunden von einem TV-Sender live übertragen, und dies während Monaten. Nach "The Truman Show" nimmt also eine weitere Leinwandproduktion die Welt des Reality-TV ins Visier. Inszeniert hat sie "Apollo 13"-Regisseur Ron Howard.

Im Gegensatz zu Truman weiss Ed (Matthew McConaughey, bekannt aus Dazed and Confused) von Beginn weg, was mit ihm geschieht. Der Video-Verkäufer wurde vom Sender "True TV" ausgewählt, um sich während eines Monats in seinem Alltag auf jedem Schritt und Tritt von Kameras verfolgen zu lassen: Beim Arbeiten, beim Zähneputzen, beim Biertrinken, immer und überall sind die Kameras dabei. Der Sender verspricht sich von EDtv höhere Einschaltquoten. Ed selber rechnet mit Spass, Ruhm und Geld.

Nach einem Probeinterview kann es losgehen. Umringt von Kameras erwacht Ed gleich am ersten Tag mit der Hand an einem bestimmten Körperteil. Die Zuschauer sind entsetzt. Überhaupt rechnen die TV-Macher nach dem ersten, eher ereignislosen Tag bereits mit einem Flop. Doch das ändert sich bald, nämlich als Ed seinen Bruder Ray (Woody Harrelson) beim Seitensprung erwischt. Dummerweise gehört auch dessen Freundin (Jenna Elfman) zum Publikum. Als Ed sie trösten will, kommen sich die beiden näher. Und während die zwei Turteltauben allmählich die Kameras um sich herum vergessen, fiebern die Zuschauer zuhause mit, ob es zum Kuss kommt oder nicht. Diese Ereignissen machen "EDtv" im Handumdrehen zum medialen Grossereignis und Ed zum Superstar.

Bis hier zeigt die Komödie viel Tempo und witzige Dialoge mit wohlplazierten Pointen. Doch ab Filmmitte häufen sich Eds Sorgen und mit ihnen auch die des Filmpublikums. Eds neue Freundin hat schnell genug von der ständigen Präsenz der Kameras, sein Bruder will nichts mehr von ihm wissen, dafür taucht plötzlich sein verschollener Vater auf. Die Problemen kommen, der Witz geht. Die komödiantischen Abstriche geschehen nicht etwa zugunsten einer verschärften Analyse der amerikanischen Medienlandschaft, sie gehen bloss aufs Konto eines etwas ernsthafteren Tonfalls bei der Darstellung von Eds familiären Problemen. So bleibt der Film in seiner zweiten Hälfte zu harmlos und erschöpft sich in der Lösungsfindung für die persönlichen Probleme, die ein solcher medialer Exibitionismus einem Individuum bereitet. Immerhin, es gibt auch in dieser zweiten Hälfte einige gelungene Szenen, und vor allem dank den tollen Schauspielern bleibt die Komödie schliesslich immer recht unterhaltsam.

31.05.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

zwei mal sogar im kino gesehen, zweite mal auch noch gelachen... popcorn film von ron howard. matthew mcconaughey am anfang seine erfolgreiche hollywooderlebnis... ich will auch ein pepsi-automat... unterhaltsam, mehr nicht


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