End of Days USA 1999 – 121min.
Filmkritik
Ein Teufelskerl im Glaubenskrieg
Das Jahrtausend geht, das Böse kommt. Die Welt ist in Gefahr, und jemand muss sie retten. Weltliche Bedrohungen kann James Bond mit Eleganz aus dem Weg schaffen. Um gegen den Satan persönlich anzutreten, braucht es aber ein grobschlächtigeres Kaliber: Arnold Schwarzenegger. Auch wenn Regisseur Peter Hyams verzweifelt versucht, Arnold Sentimentalität beizubringen, macht dieser, was er am besten kann: ballern, prügeln, sprengen.
Es war die grosse Sensation um Schwarzenegger's neuen Film: Die steirische Eiche weint! In seiner verdreckten Wohnung, zwischen leeren Vodkaflaschen und Pizzakartons, sitzt er als Jericho Cane und hält sich mit Tränen in den Augen seine Pistole an den Kopf. Doch der Blick in den Abgrund der eigenen Seele dauert ganze zehn Sekunden. Dann klopft es an der Tür und Arbeitskollege Chicago (Kevin Pollack) schneit herein. Cane steckt die Knarre weg, frühstückt und auf geht's zur lästigen Maloche: Attentäter verfolgen, aus Helikoptern springen und Verdächtige anschiessen. Die Welt hat Arnold wieder.
Ex-Polizist Cane arbeitet eigentlich als Bodyguard für unbeliebte Geschäftsleute. Bei seinem jüngsten Auftrag gerät er aber in einen Sumpf von mystischen Prophezeiungen. Undurchsichtige Gestalten beschwören die Rückkehr von Satan auf die Erde. Dort soll er sich mit einer Braut vermählen, um den Antichristen zu zeugen. Das muss natürlich verhindert werden. Satan's Helfer waren aber nicht faul: Vor Jahren hat Dr. Donald Abel (Udo Kier) in einem Spital ein neugeborenes Baby mit Schlangenblut getauft. Dieses ist unterdessen zur gebährfähigen Christine York (Robin Tunney) herangereift und dazu bestimmt, Satan's Sohn zur Welt bringen. Wenn der Teufel die junge Frau vor dem Jahrtausendwechsel befruchtet, hat das Gute verloren. Die Welt könnte also mit Verhütungsmitteln gerettet werden. Der beste Schwangerschaftsschutz ist allerdings, Sex zu verhindern. Die Moral wird in Amerika bestimmt auf fruchtbaren Boden fallen.
Udo Kier, bekannt aus gehaltvollen Siebziger-Horrorfilmen wie Andy Warhol's Dracula und kürzlich rezykliert als Vampir-Pate in Blade, gibt stets einen stilvollen Bösewicht ab. Ebenfalls eine gute Leistung bietet Gabriel Byrne als der Wirtskörper für Satan. Er erinnert mit seinem kühlen Zynismus an Al Pacino's Teufelspart in The Devil's Advocate. Schwarzenegger als sein Gegenspieler bemüht sich redlich, den unrasierten, zerrütteten Trinker zu geben, der sich auch einmal von einer Frau verprügeln lässt. Im Kinosaal löst dies aber statt Betroffenheit Gelächter aus. Wenn Arnold mit tiefsinniger Miene in steirischem Akzent die hölzernen Dialoge von sich gibt, wird das bevorstehende Ende der Welt zur Komödie.
Regisseur Hyams versucht, Endzeitatmosphäre und okkulte Tiefe aufzubauen, verliert sich aber letztenendes in einem herkömmlichen Actionfeuerwerk. Der Handlungsstrang ist eindimensional, biblische Mysterien und religionsgeschichtliche Anpielungen wirken aufgesetzt. Arnold drückt es selbst am klarsten aus: Wenn er sich entscheiden muss zwischen Exorzismus und seiner neun Millimeter Glock, fällt ihm die Wahl nicht schwer. Zu guter Letzt will aber Peter Hyams herkömmlichen Waffen doch nicht die Entscheidungsgewalt in der Schlacht zwischen Gut und Böse überlassen. Er begeht filmischen Selbstmord, indem er die ersten drei Viertel seines Streifens als untauglich zur Problemlösung taxiert. "End Of Days" zelebriert das Ende der Actionhelden, als Arnold in der Kirche steht, von Zweifeln gequält auf sein Schnellfeuergewehr mit integriertem Granatwerfer blickt und es schliesslich enttäuscht von sich wirft. Das ist der wirklich herzzerreissende Moment in diesem Film.
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Kommentare
schwarzie bekommt nicht mehr die beste scripts, unterhaltsam ist es noch aber als film nicht so stark
Als Nicht-Fan von satanistischen Filmen/Themen: Zuschauer ahnt, was kommt. Inhaltlich nichts Neues. Gute Effekte trösten über das schwache Drehbuch hinweg.
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