Filmkritik
Das soll die neue Eva sein?
Camille (Karin Viard) hält nicht viel von 08/15-Beziehungen. Anstatt wie ihr Bruder das Familienglück mit Frau und Kind zu suchen, besucht sie lieber ausschweifende Parties, wo Drogen und Kondome zur freien Benützung rumliegen.
Ständig muss Camille von ihren zwei lesbischen Freundinnen aus peinlichen Situationen gerettet und nüchtern gepflegt werden. Mit wechselnden Bettpartnern täuscht sie sich Freiheit und Unabhängigkeit vor und führt wortgewandt vor, dass Liebe regelmässig im Alltagstrott versandet. Doch als ihr Alexis (Pierre-Loup Rajot) über den Weg läuft, verlieren sich Camilles gute Vorsätze Stück für Stück. Immer hartnäckiger drängt sie sich Alexis auf, erst recht als sie seine Frau und Zwillingstöchter kennenlernt.
Fehlende Chemie
Spannend könnte La nouvelle Eve werden, als Camille bei ihrer Liebeserklärung auf Alexis' Widerstand stösst. Er wolle sich nicht auf eine Affäre einlassen und sei mit seiner bürgerlichen Lebensform ganz glücklich. Doch sobald Camille ihn nicht mehr sehen will, läuft er ihr nach, bis beide sich in einer Umkleidekabine lieben. Somit gerät der Film in gewohnte Bahnen zurück, auch wenn die Zuschauer herzlich wenig von Leidenschaft spüren. Zum Glück sagt das Lesbenpaar uns und Camille, was wir nicht sehen können: dass Alexis über beide Ohren in Camille verliebt ist.
Einmal eine Lesbe sein
Ein paar Hindernisse gibt es noch. Alexis will sowohl Frau als auch Geliebte, worauf Camille es aus Kummer kurzfristig als Lesbe versucht, sich besäuft und sogar einen anderen Mann heiratet. Als die ehemalige Kinderhasserin am Schluss den geliebten und mittlerweilen geschiedenen Alexis hochschwanger in die Arme schliesst, wird man den Beigeschmack nicht mehr los. Waren Camilles Prinzipien bloss post-pubertäres Getue? Und das mit dreissig? Liegt die wahre Erfüllung der Frau also doch in Mutterschaft? Und ist frau ohne Mann gar wie ein Fisch ohne Schuppen?
Beliebigkeit
Schade ist es um Karin Viard! Als Camille einer Panikattacke nah in den Strassen umherirrt, zeigt Viard, was in ihr als Schauspielerin steckt. Doch zwischen ihr und Pierre-Loup Rajot sprühen keine Funken, und ein Liebesfeuer entfachen sie schon gar nicht. Zudem leidet La nouvelle Eve an einer Überlastung von Themen, die sich bekannter Klisches bedienen. Sex, Politik, Ehe, Psychoanalyse, Verführung, Alkohol, Homosexualität, Wahnsinn werden bunt und beliebig gemischt. So ragt diese weder besonders lustige noch originelle Komödie nicht über den Durchschnitt mässiger französischer Massenproduktionen heraus.
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