Filmkritik
Moderne Hommage an Kurosawa
Hiroyuki Nakano, der sich in den 80er Jahren als Produzent von Avantgarde-Musikvideos einen Namen gemacht hat, verbeugt sich mit modernen filmischen Mitteln vor dem grossen japanischen Filmregisseur Akira Kurosawa. Ehre, Schwerter, Samurai - Kurosawa meets Tarantino.
Japan, nahe Zukunft. Die wiedergeborene Seele des Samurai Heishiro hält Rückschau auf die Ereignisse, die vor 300 Jahren sein Leben veränderten. Damals herrschte unter den Shogunen lange Zeit Frieden. Bis ein treuloser Samurai das "Schwert des Shogun" entwendet. Der junge Heishiro macht sich mit zwei Freunden auf, den Dieb zu stellen. Doch die Konfrontation endet in einer Katastrophe, denn der Abtrünnige ist ebenfalls ein Samurai und ein hervorragender Schwertkämpfer dazu. Die jungen Hitzköpfe haben keine Chance, Heishiro wird schwer verletzt. Gerettet wird er von Hanbei, einem Ronin, wie die herrenlosen Samurai heissen. Er lebt mit seiner hübschen Tochter Koharu zurückgezogen im Wald und will von Gewalt nichts mehr wissen. Der junge Hitzkopf jedoch sinnt weiterhin auf Vergeltung. Erst als er zur Konfrontation kommt, lernt er, dass ein Samurai mehr können muss als mit dem Schwert fuchteln.
Das erste Rock’n’Roll Samurai Movie
Noch ein Samuraifilm? Oder eine japanische Version von Pulp Fiction? Lasst euch überraschen! Der Film fängt an wie eine gute Website, es folgt eine Einleitung in einer Bildsprache, wie sie nur ein japanischer Regisseur erfinden kann. Hiroyuki Nakano hat sich seit den 80er Jahren als Produzent von Avantgarde-Musikvideos einen Namen gemacht, und das sieht man. Die Effekte sind jedoch im Film sparsam eingesetzt, und so entsteht ein moderner Eindruck in den besonders dramatischen Szenen. Die Bilder einer unberührten Landschaft wirken hingegen bezaubernd - allerdings mussten einige Spuren der Moderne im dichtbesiedelten Japan digital retuschiert werden. Zum modernen, ganz und gar nicht überholten Erscheinungsbild trägt auch der Soundtrack bei. Der populäre Rockmusiker Tomoyasu Hotei hat die grossartige Musik geliefert. Er spielt auch die Rolle des Rannosuke Kazamatsuri und wirkt dabei überzeugend als harter, skrupelloser Mann, der die Herausforderung sucht.
Regisseur Nakano ist ein grosser Bewunderer von Akira Kurosawa und hat dem Altmeister hier eine Hommage gewidmet. Die zwei Freunde von Heishiro sind sogar nach Kurosawa und Seijun Suzuki benannt, einem weiteren Favoriten des Regisseurs. Natürlich konnte er nicht einfach eine Neuauflage der alten Filme wie Die sieben Samurai oder Ran bringen. Das verhindern neben den Bildern auch der verschmitzte Humor und die liebenswürdigen Charaktere, aber der Wiedererkennungseffekt ist da.
Samurai Fiction trägt den Untertitel Episode one, aber nicht in Anlehnung an eine gewisse andere Rittersaga, bei der sich Herr Lucas ja ziemlich frei bei den Samurai bedient hat. Nakano hat mit diesem Film das SF-Projekt gestartet, das insgesamt 140 (!) Episoden umfassen soll. Geplant sind unter anderem Titel wie Short Films oder Stereo Future, eine Gegenüberstellung von positiven und negativen Zukunftsvisionen. Alle Werke werden also den Code SF tragen. Man kann gespannt sein.
Dein Film-Rating
Kommentare
Ein wirklich toller Film, mit unkonventionellem Humor und interessanten Charakteren. Ich bin froh ihn nicht verpasst zu haben und zähle Ihn zu meinen Lieblingsfilmen.
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