Summer of Sam USA 1999 – 142min.

Filmkritik

Mörderischer Sommer

Filmkritik: Katrin Gygax

Seit Jahren macht Regisseur Spike Lee ("Do the Right Thing") Filme über den Multikulturalismus, in dem er Leute und Probleme im sprichwörtlichen Dampfkessel von New York zusammen 'kocht', bis sie explodieren. Diesmal bringt Lee mehrere Figuren während der Hitzewelle des Sommer 1977 - dem "Summer of Sam" - ziemlich schnell zum Sieden: Ein Serienmörder terrorisiert die ganze Stadt. "Summer of Sam" ist kein Thriller. Vielmehr inszeniert Lee den Terror als Katalysator für die Konflikte der späten siebziger Jahre: zwischen Disco und Punk, sexueller Ausgelassenheit und Romantik, zwischen Dorfmentalität und dem Anfang der Globalisierung.

Im Sommer 1977 brachte David Berkowitz, der selbsternannte "Son of Sam" sechs Personen um und verletzte sieben schwer. Die Stadt New York, die bereits unter überdurchnittlichen Temperaturen litt, geriet in Panik. Beinah jeden Tag sorgte der Killer für neue Schlagzeilen. Wenn er nicht gerade wieder mordete, schrieb Son of Sam Briefe an den berühmten Lokaljournalisten Jimmy Breslin, der diese publizierte. In der Bronx, dem Schauplatz der Überfälle, war die Hysterie perfekt. Die meisten Leute wagten sich nicht aus dem Haus. Junge Mädchen trugen blonde Perücken, nachdem klar geworden war, dass der Killer sich nur für Dunkelhaarige interessierte. Die Polizei war ratlos. Lee nimmt eine Gruppe italo-amerikanische Kleinganoven in den Fokus, die beschliessen, den Killer auf eigene Faust zu finden - und zwar unter den nicht-konformen Einwohnern der Nachbarschaft. Auf der Liste ist auch ein junger Mann, der für sie nicht mehr ins Normalbild passt, weil er jetzt Punk hört und lebt...

In Lee's Film herrschen Figuren mit Doppelleben vor: Sei es der verheiratete Coiffeur Vinnie (John Leguizamo), der bei seinen ständigen Seitensprüngen die Lust auf wilden Sex auslebt - was er sich mit seiner Frau Dionna nicht getraut; Dionna, hervorragend gespielt von Oskar-Preisträgerin Mira Sorvino ("Mighty Aphrodite"), die mädchenhafte Kellnerin, die eigentlich am liebsten Vinnie's erotische Träume erfüllen würde; oder Aussenseiter Ritchie, der Punk und vermeintliche Hetero, der als Stripper und Rent-Boy in einem Porno-Klub in Greenwich Village arbeitet. Dies sind nur drei von rund 8 Hauptfiguren, mit deren Geschichten der Regisseur die 142 Minuten Spielzeit ausfüllt. Spike Lee gelingt eine spannende Studie über den Anfang vom Ende der siebziger Jahre und über einen Mörder, der 1978 zu 300 (!) Jahren Gefängnis für seine Taten verurteilt wurde.

19.02.2021

3

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Kommentare

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schurmann

vor 23 Jahren

exzellent in die hist. Umstände eingebettet


godard

vor 23 Jahren

Spike!!!!


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