The Corruptor USA 1999 – 110min.

Filmkritik

Zwei Cops zwischen Gesetz und Korruption

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Im New Yorker Chinatown ist die Hölle los. Eine neuformierte Gang macht den alteingesessenen Triaden die Vormachtstellung streitig. Zwischen den Fronten ein erfahrener chinesischer Cop, assistiert von einem jungen Grünschnabel mit etwas anderen Ansichten über Verbrechensbekämpfung. Eine weitere asiatisch-amerikanische Action-Allianz wird geprobt: Chow Yun-Fat, dem westlichen Publikum bekannt seit den Replacement Killers und Mark Wahlberg frisch von seinen Erfolgen mit Boogie Nights und The Big Hit spielen das ungleiche Polizistenteam.

Filme mit einem Polizist als Hauptfigur sind am erfolgreichsten, wenn es Actionkomödien sind. Schauspielerische Qualitäten sind meist Nebensache; was zählt, sind Eddie Murphys Plappermaul, die actionreiche Inszenierung der Lethal Weapon-Filme und ähnliches. Dann gibt es die dialoglastigeren Polizeidramen, in denen die Vertreter des Gesetzes sich nicht ganz nach diesem verhalten und dafür gestraft werden müssen, wie wir das unlängst wieder in L.A. Confidental oder in Copland vorgeführt bekommen haben. Der korrupte Polizist spielt auch in "The Corruptor" die Hauptrolle. Doch hier geht es weder um das schlechte Gewissen noch darum, ob und wie der Korrupte überführt werden könnte. Nick Chen (Chow Yun-Fat) von der "Asian Gang Unit" des NYPD fügt sich lediglich dem Gesetz von Chinatown: Hier gehört die Korruption einfach zum Alltag. Die finanzielle Unterstützung der Polizei durch die Triaden trägt in der Tat dazu bei, die Kriminalitätsrate niedrig zu halten. Erst die Invasion einer aufrührerischen Gang bringt das Gleichgewicht ins Wanken.

Nicht jeder korrupte Polizist ist also ein schlechter Polizist. So scheint vereinfacht die Nachricht dieses Filmes zu lauten. Die Verpackung der Botschaft lässt zu wünschen übrig. Regisseur James Foley konnte bis anhin genügend Erfahrung zu der Verfilmung von Geschichten sammeln, bei denen die Ausarbeitung der Figuren im Vordergrund stand. Für seinen grössten Erfolg Glengarry Glen Ross durfte er gar auf ein Drehbuch von David Mamet vertrauen. Seine restlichen Filme stehen dramaturgisch allerdings weit zurück, was aber bei Filmen wie The Chambe aus der Feder von John Grisham freilich auch nicht überrascht. In "The Corruptor" stand ihm nun Chow Yun-Fat, von vielen als grösstes Schauspielertalent Hong Kongs eingestuft, zur Verfügung. Der möchte im amerikanischen Mainstream-Kino Fuss fassen und bekam nach The Replacement Killers erneut eine Rolle quasi auf den Leib geschrieben. Um sich als dem westlichen Publikum endgültig als seriöser Schauspieler verzustellen, ist "The Corruptor" allerdings kaum geeignet. Vielleicht klappt's im kommenden Winter an der Seite von Jodie Foster in Anna and the King.

Chow Yun-Fat kann man die Mittelmässigkeit des Filmes nicht verworfen. Er bemüht sich sichtlich, und auch sein Filmpartner Mark Wahlberg tut sein Bestes. Doch über das schwache Drehbuch können die beiden Hauptdarsteller nicht hinweg täuschen. Kampfszenen sind spärlich vorhanden, dafür prägen Autoverfolgungen und Schiessereien das Geschehen, zusammengehalten von tiefsinnigen Gesprächen zwischen dem Triadenführer und Chow Yun-Fat einerseits, Chow Yun-Fat und Mark Wahlberg andererseits. Die Diskussion um die Korruption wird gegen Ende allerdings durch handfestere Konflikte in den Hintergrund gedrängt. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den moralischen und gesellschaftlichen Implikationen polizeilicher Korruption wird ausserdem dadurch verhindert, dass die Geschichte regelmässig von abrupten Wendungen hin und her gerissen wird. So verfängt sich der Film schliesslich in seinem Anspruch, den einen ein interessantes Polizistendrama bieten zu wollen, ohne den Bedarf der anderen nach Actionszenen und flotten Sprüchen zu vernachlässigen.

17.02.2021

3

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