Die neun Pforten Frankreich, Spanien, USA 1999 – 132min.
Filmkritik
Advent, Advent, die Hölle brennt
Das Jahrtausend geht zu Ende und die Apokalyptiker vermelden Hochkonjunktur. Arnold Schwarzenegger muss gegen den Satan antreten und Roman Polanski zeigt Johnny Depp, wie man die neun Pforten zur Hölle öffnet. Der Schlüssel dazu ist ein altes Buch, illustriert von Lucifer höchstpersönlich.
Skrupel gehört nicht zum Wortschatz von Dean Corso (Johnny Depp). Die kann er sich in seinem exotischen Job auch nicht leisten: Corso ist Bücherjäger. Er spürt für vermögende Sammler und Händler seltene Antiquitäten auf und bringt sie in seinen Besitz. Die Konkurrenz ist hart, und nur der Kaltblütige kann der Beste sein. Aus diesem Grund erhält Dean einen lukrativen Auftrag von Boris Balkan (Frank Langella). Balkan ist passionierter Büchersammler und ein Experte in Dämonologie und Satanismus. Sogar der Code zu seiner Bibliothek lautet 666. All das quittiert Corso mit einem Lächeln, ausser dem Scheck, den ihm Balkan unter die Nase hält.
Corso soll die Echtheit eines Buches prüfen, das Balkan erworben hat: "Die Neun Pforten ins Reich der Schatten". Der Autor, ein venezianischer Buchdrucker, endete im 17. Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen, weil angeblich bei der Entstehung des Buches der Satan seinen Huf im Spiel hatte. Die Legende erzählt, dass in den "Neun Pforten" ein Geheimnis versteckt sei, das undenkbare Macht verleihen kann. Bloss drei Exemplare sollen noch existieren, und daher zweifelt der machtgierige Balkan an der Echtheit seines Exemplars. Corso soll es in Portugal und Frankreich mit den anderen Exemplaren vergleichen.
Solche Aufträge laufen nie reibungslos ab. Rund um Dean Corso finden bald Mord und Totschlag statt, und mysteriöse Gestalten mit undurchsichtigen Absichten tauchen auf und wieder unter. Eine namenlose Blondine (Emmanuelle Seigner) folgt ihm überall hin, beschützt und verwirrt ihn. Ob sie sein Schutzengel oder Botin der Hölle ist, bleibt Corso verborgen. Je näher der Bücherdetektiv dem Geheimnis der alten Werke kommt, desto tiefer wird er selbst vom Drang getrieben, die ganze Wahrheit zu erfahren.
Roman Polanski hat sein Flair für Okkultes schon in Rosemary's Baby bewiesen, in Tanz der Vampire aber auch seine parodistische Haltung gegenüber düsteren Themen. The Ninth Gate verleiht der Faszination der Protagonisten für finstere Legenden ständig einen leicht ironischen Unterton. Polanski spielt zwar mit religiösem Symbolismus in einer faustischen Geschichte über die Versuchung durch den Teufel, vollkommen ernst ist es ihm aber dabei nie. Die mystische Atmosphäre wird ständig durch leicht surreale Einlagen unterwandert. Polanskis Figuren zeigen keine Gefühlsregung und reagieren mit maskenhaftem Gleichmut auf die Ereignisse um sie herum. Die Dinge geschehen, wie sie vorbestimmt sind, und vor allem Dean Corso scheint nichts anderes übrigzubleiben, als einem Pfad zu folgen, auf dem er von anderen Mächten gelenkt wird. Die Ereignisse werden ausschliesslich aus Corsos Perspektive erzählt, er nimmt die Geschehnisse wahr, durchschaut aber ihre Hintergründe nie. Gegen den Fatalismus anzukämpfen scheint für ihn Energieverschwendung zu sein, wenn ihm auch ob all der Absonderlichkeiten immer mehr graue Haare wachsen.
Die Geschichte behält konsequent ein langsames Tempo bei, die Suche nach dem Geheimnis ist eine Verfolgungsjagd in Zeitlupe. Polanski erzeugt Spannung auf kleiner Flamme, lässt dafür aber Platz für stimmungsvolle Bilder. Die finsteren Mächte scheinen latent in den Menschen selber zu lauern. Um dies darzustellen braucht es keine Special-Effekte, keine blutgierigen Monster und keine digitalen Dämonen. Wer sich nicht mit der schleppenden Atmosphäre anfreunden kann und auf knallige Höhepunkte wartet, muss enttäuscht werden. Mit einer Länge von über zwei Stunden braucht "The Ninth Gate" ein gewisses Durchhaltevermögen.
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