Es begann im September USA 2000 – 103min.
Filmkritik
Kitsch bis zur Schmerzgrenze
Richard Gere und Winona Ryder spielen in "Autumn in New York" ein Liebespaar, das arg vom Schicksal gebeutelt wird. Er kann's nämlich trotz seines Alters nicht lassen, und sie ist trotz ihrer Jugend dem Tod geweiht. Die Taschentücher kann man aber getrost zu Hause lassen: Die geballte Ladung an Schmalz und Kitsch schrammt hart an der Grenze zum Lächerlichen vorbei.
Nichts gegen ein gutes Melodrama. Im Kino mal wieder hemmungslos zu schluchzen und zu rotzen und wildfremden Menschen verständnisvoll mit Papiertaschentüchern auszuhelfen hat etwas Befreiendes. Wie leicht jedoch ein Melodrama ins Lächerliche und Unglaubwürdige abgleiten kann, zeigt "Autumn in New York".
Als erstes Klischee sticht bereits die Besetzung ins Auge: Richard Gere spielt Will Keane, einen erfolgreichen Koch und Restaurantbesitzer mit einem enormen Frauenverschleiss (Gere als Playboy, hatten wir das nicht schon mal?). Trotz seines fortgeschrittenen Alters hat Keane für seine Eroberungen selten mehr als müdes Interesse übrig. Bis er die kaum volljährige Charlotte Fielding (Winona Ryder) kennenlernt. Die beiden verlieben sich und werden ein Paar. Doch die Beziehung hat mit Hindernissen zu kämpfen. Der Altersunterschied und Keanes sexuelle Eskapaden sind noch die kleinsten Probleme. Charlotte ist nämlich todkrank, die Ärzte geben ihr gerade noch ein paar Monate.
Nicht genug, dass Richard Geres Rolle nur so vor Groschenheft-Klischees strotzt. Winona Ryder wurde für die Rolle der Charlotte bis an die Schmerzgrenze auf blütenreine Unschuld getrimmt. Die Ähnlichkeit der Schauspielerin mit Audrey Hepburn wird aufs Aufdringlichste ausgeschlachtet; ihre braunen Rehaugen sind auf der Leinwand so präsent, dass man ihrer fast überdrüssig wird. Und noch todkrank sind Charlottes Wangen von einer Frische, als wäre sie gerade aus einem erholsamen Schlaf aufgewacht.
Winona Ryder schlägt sich tapfer, doch selbst die beste Schauspielerin könnte soviel Kitsch nicht ausbügeln. Und Richard Gere ist, sobald sein Schlafzimmerblick alleine nicht mehr ausreicht, geradezu beschämend überfordert. Wirklich lächerlich wird "Autumn in New York" aber erst durch die bedeutungsschwangeren Regieeinfälle von Joan Chen. Dass Charlotte ausgerechnet herzkrank ist - symbolischer geht's nicht mehr - wäre ja noch erträglich. Die gebürtige Chinesin, die sich bisher vor allem als Schauspielerin einen Namen gemacht hat ("Twin Peaks", "The Last Emperor"), lässt weisse Tauben in Zeitlupe aufflattern, zeigt turtelnde Schwäne und reibt dem Publikum wiederholt die Metapher des Schmetterlings unter die Nase: gerade erst dem Kokon entwachsen und schon dem Tod geweiht.
Sollte jemand während diesem Film tatsächlich feuchte Augen bekommen, dann ist garantiert die unfreiwillige Komik daran schuld.
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