Filmkritik
Erwachsen werden
"Je m'appelle Benni, j'ai seize ans und ich bin ein Krüppel". So stellt sich der 16-jährige Benjamin im Internat Neuseelen vor. Er, der ständig in Mathe durchfliegt und von Schule zu Schule pilgert, um doch noch das Abitur zu schaffen.
Der autobiografische Roman von Benjamin Lebert war letztes Jahr die Buchsensation schlechthin; selten wurde pubertäre Hauptsatzprosa so hoch bewertet. Andere Jugendliche jedoch erkannten sich wieder in diesem halbseitig gelähmten Anti-Helden, dessen grösstes Abenteuer ein einnächtiger Ausflug nach München ist, und der seine Jungfräulichkeit nebenbei im Klo verliert.
So banal die pseudo-philosophischen Sätze gedruckt auch wirken mögen, so überzeugend kommen sie gesprochen auf der Leinwand an. Hans-Christian Schmid (23) versteht es einmal mehr, Probleme von Pubertierenden überzeugend auf Zelluloid zu bannen. Die jugendlichen Schauspieler, allen voran Robert Stadlober als Benni und Tom Schilling als Gruppenanführer Janosch, verkörpern die typische Mischung aus Angst vor dem erwachsenen Leben und übermütigem Tatendrang. Onanieren um die Wette, Saufgelage im Mädchenschlag, aber auch Panik vor Mathe und Liebeskummer bestimmen ihr Leben.
Schmid fasst dies in wunderschöne Bilder und holt eine unwahrscheinliche Authentizität aus seinen Schauspielern. Dadurch wirkt der Film "Crazy" für Erwachsene weit weniger belanglos als das Buch. Man erinnert sich an die eigenen Berg- und Talfahrten der Gefühle und leidet und freut sich mit den Internatsschülern.
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