Drôle de Félix Frankreich 2000 – 97min.

Filmkritik

Drôle de Félix

Filmkritik: Karin Gfrörer

Ein typisch amerikanisches Genre, das Road-Movie, wird in "Drôle de Félix" auf französische Art zubereitet. Das heisst nicht, dass rasende und spektakuläre Vehikel Meilen jagen: Félix unternimmt die Reise in den Süden Frankreichs per Autostopp emotional und familienromantisch motiviert; er möchte seinen wirklichen Vater in Marseille kennen lernen. Nicht das Ziel ist dabei Gegenstand der Darstellung, vielmehr ist es die Reise und die mit ihr verbundenen Begegnungen.

Félix, ist Araber, HIV-positiv und schwul. Er lebt mit seinem Freund Daniel in Dieppe. Eines Tages erfährt er, dass sein ihm unbekannter Vater in Marseille lebt. Er beschliesst, ihn zu besuchen, zumal er sowieso keine Arbeit hat. Frischfröhlich startet er seine Reise per Autostopp, um gemächlich über Landstrassen und durch kleine Orte zu ziehen. Begleitung suchende Autofahrer nehmen ihn für Strecken mit und werfen ihn dann auch wieder raus. Ein Pubertierender verliebt sich und eine alte Dame verguckt sich, doch Félix fährt weiter. Wenns hier auch nicht die Meilen sind, die sich jagen, so doch wenigstens die Begegnungen. Ein Thema, um dessentwillen er eigentlich unterwegs ist, kommt bei jedem dieser Zusammentreffen zur Sprache: die Suche nach seiner Familie oder sich selbst.

Drôle de Félix lebt vor allem von seinen feinen und witzigen Dialogen. Nach ihrem Erstling "Jeanne et le garcon formidable", einer musikalischen Komödie, wollten die Regisseure Olivier Ducastel und Jacques Martineau schnell und unkompliziert einen Nachfolger produzieren. Entstanden ist ein Film über die Suche nach einer Wunschfamilie und Identität und auch ein Film über das Streben nach Freiheit und Anerkennung – kurzum über lebensphilosophische Themen schlechthin. Dabei trifft Félix auf Menschen, die – alle zusammen – eine Familie bilden könnten: ein kleiner Bruder, eine Grossmutter, ein Cousin und eine Schwester. Diese selbstgebastelte Familie wirkt leider gesucht und ziemlich überkonstruiert. Ein gutes Stück Spontaneität geht dadurch verloren. Dafür macht "Drôle de Félix" den Zuschauer mit dem südfranzösischen Leben vertraut – Rassismusprobleme inklusive. Trotz Schwächen ist den Machern dank Sami Bouajiulas überzeugender Darstellung als Félix ein romantischer und sensibler Film gelungen.

10.03.2021

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