Filmkritik
Feel good movie
So gut hat man sich nach einem Kinobesuch schon lange nicht mehr gefühlt. Es ist einfach schön zu wissen, dass die Menschen letztlich doch nicht so übel sind, auch wenn die böse Welt es ihnen gar nicht leicht macht. Da freut man sich im Publikum von Herzen, wenn die Pläne der ProtagonistInnen - zwar ganz anders als erwartet, aber eben doch - aufgehen.
Die Vereeckens sind eine belgische Einkindfamilie, wie es sie zu Tausenden gibt. Damit allerdings will sich Vater Jean (Josse De Pauw) nicht abfinden. Seine geliebte Tochter Marva (Eva van der Gucht) soll nicht den scheinbar vorgezeichneten Weg von der Schule in die Fabrik gehen; sie soll berühmt werden. Zu diesem Zweck zieht er mit ihr von Schlagerwettbewerb zu Imitationsshow. Nur scheint die jungen Frau auf den ersten - und auch auf den zweiten - Blick nicht aus dem Material zu sein, aus dem Stars geschnitzt werden. Die Teenagerin überdeckt ihre Unzufriedenheit mit üppigen Mahlzeiten, die sich auf ihre Figur niederschlagen. Auch mit Charme oder Intelligenz ist sie nicht übermässig gesegnet. Die erfolglosen Bemühungen ihres Vaters quittiert sie mit Ablehnung.
Als der Vater auch noch seine Stelle in der Fabrik verliert, scheint der Traum von der berühmten Tochter ausgeträumt. Doch da kommt der Zufall dem unglücklichen Vater zu Hilfe, oder vielmehr: er nützt die Gunst der Stunde, entführt die berühmteste Schlagersängerin des Landes und will so einen Fernsehauftritt für seine Tochter erpressen. Dadurch geraten die Dinge etwas ausser Kontrolle.
Wer immer aus der eigenen Pubertät das "Hässliche Entlein"-Gefühl kennt, findet in Marva Identifikationsmöglichkeiten genug. Wer anderseits sich mit einem widerspenstigen Teenager herumschlägt, der nicht einsehen will, dass man es doch nur gut mit ihm meint, kann sich in den hilflosen Bemühungen des Vaters oder auch in der genau so ratlosen Skepsis der Mutter bestens wiederfinden. Das funktioniert umso besser, als die Figuren in all ihrer Unvollkommenheit stets liebenswürdig sind.
Das wäre nun alles sehr durchschaubar, leicht könnte sich der Eindruck von kaltem Kalkül einstellen und der oscarnominierte Film zur Schnulze verkommen. Doch das wissen Derrudere und sein hervorragendes Team von Schauspielerinnen zu umgehen. Sie geben der Komödie immer genug Tiefgang, um nicht oberflächlich zu sein; andererseits zieht die Handlung immer dann wieder an, wenn man den Figuren ob ihrer Einsamkeit und Unverstandenheit zu viel mitfühlendes Verständnis entgegenbringen will. Unerwartete Wendungen der Ereignisse und eine gut gebaute Geschichte tun das Ihre, dass man den Spass an dem Film nie verliert.
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Kommentare
starke josse de pauw und originelle idee, kitschig aber cool
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