Forrester USA 2000 – 135min.
Filmkritik
Möchtegerngenial
Gus van Sant hat mit "Finding Forrester" den Stoff für einen Nachfolgefilm von "Good Will Hunting" gefunden. Doch so ähnlich sich die Geschichten sind, so weit klafft die Qualität der Drehbücher auseinander. Beide Filme erzählen "Coming of Age"-Geschichten von hochbegabten männlichen Jugendlichen, denen ihre Herkunft keine Chance zu geben scheint. Die Jungen wachsen ohne Vater auf und finden eine Vaterfigur, die ihnen weiterhilft. Die Handlung dreht sich in beiden Fällen um sozialen Aufstieg unter schwierigen Bedingungen und doch unter Wahrung der eigenen Integrität. Die Unterschiede liegen in der Ausführung.
Jugendliche spielen in der Bronx Basketball und gruseln sich vor "dem Fenster". So bezeichnen sie einen geheimnisvollen Mann, gespielt von Sean Connery, der seine Wohnung nicht verlässt, das Leben draussen durchs Fernglas betrachtet und sich niemandem als der berühmte Schriftsteller William Forrester zu erkennen gibt. Zu den Basketballspielern gehört Jamal, der sich unauffällig benimmt, seine ausserordentliche Intelligenz vor den Kollegen verbirgt und sie nicht wissen lässt, dass er heimlich ganze Hefte mit literarischen Texten füllt. Die beiden freunden sich an. Zur Freundschaft gehört in Hollywood nach einer Annäherungsphase unbedingt ein Streit zwischen den beiden Hauptfiguren mit anschliessender beidseitiger Läuterung und Versöhnung. Zur Vervollständigung wird in "Finding Forrester" eine Verquickung von Umständen konstruiert, die den jugendlichen Helden einem ungerechtfertigten Verdacht aussetzt.
Alles ist da: die Figuren, die grossen Gefühle, die starken Bilder. Aber mehr auf Wirkung denn auf Stimmigkeit bedacht. So zum Beispiel die schnelle Wandlung des Schriftstellers vom Eigenbrötler zum Patron. Oder sein einziges veröffentlichtes Buch: Es wird als der Roman des zwanzigsten Jahrhunderts schlechthin bezeichnet. (Welchem real existierenden Buch würden wir dieses Prädikat zuerkennen?). Auch Jamal ist nicht einfach begabt, sondern genial. Dies zeigt der Film aber nicht, indem er die Texte zu Wort kommen lässt, die das junge Genie schreibt. Einer der wenigen Momente, in denen das Publikum seine herausragende Begabung "live" miterlebt, findet in einer Schulstunde statt, wo er Zitate von Autoren nach drei Wörtern erkennen, zuordnen und ergänzen kann. In der Tat bewundernswert.
Vollends zeigt sich die Kapitulation des Drehbuchautors vor seiner eigenen Idee, als der versammelten Schule ein Essay von Jamal vorgelesen wird: Der Text wird dem (Film-)Publikum vorenthalten, die Worte werden von pathetischer Musik überlagert, und die Kamera schweift über die ach so ergriffenen Gesichter von Jamals MitschülerInnen und LehrerInnen. Aus ihnen allein dürfen wir herauslesen, wie grossartig der Essay angeblich ist. Hier wird in einer einzigen Sequenz das ganze Problem des Films auf den Punkt gebracht: Viel Fassade und dahinter eine grosse Leere.
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Kommentare
langweilige plädoyer für ein junge schreiber mit schwierige hintergrund... ohne connery wäre es total nichts
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