Filmkritik
Geld und Liebe
Gibt es Liebe, und wenn ja, wie sieht sie aus? Eine tausendfach gestellte Frage, auf die schon oft banale mögliche Antworten in Filmen gegeben wurden. Wenn es sich zusätzlich um die Beziehung zwischen einer jungen Prostituierten und einem arbeitslosen Taugenichts handelt, liegt das Klischee nahe. Doch Philip Gröning umschifft jegliche Seichtheit elegant, indem er weniger einen Spiel- als einen experimentellen Film dreht, der tatsächlich grosse Gefühle in poetische Bilder zu fangen vermag.
Marie (Sabine Timoteo) lernt auf dem Strich David (Florian Setter) kennen , der wegen eines gebrochenen Arms seinen Job auf einer Schrotthalde losgeworden ist und von der weiten Welt und viel Geld träumt. Marie will eigentlich nicht an Liebe glauben, kennt keine Geborgenheit, doch David zieht sie an. Mit ihrem Geld, Auto und dem Hund Kurt fahren die beiden los in eine ungewisse Zukunft, in der Marie sich wieder prostituieren und David in der Kälte Aludosen schaufeln wird. Auf ihrer Reise lernen die beiden nicht bloss neue Orte kennen, sondern werden auch erwachsener. Marie ist einerseits sehr verletzlich, bildet anderseits die stärkere Hälfte des Paares. David verfällt der Verlockung des Geldes und steht Marie doch immer wieder bei.
Poetisch wirkt der Film durch die vielen experimentellen Sequenzen, in denen minutenlang Landschaften gezeigt werden oder Aufnahmen durch Doppelbelichtungen bloss schwer voneinander zu unterscheiden sind. Ergänzt werden die Bilder von einer spannenden Tonspur, die einmal das Spielen ganzer Musikstücke zulässt und dann wiederum durch absolute Stille den Akzent auf das Bild setzt.
Wie die Liebe, braucht auch L’amour, l’argent, l’amour Zeit zur Entwicklung. Manche mögen die Geduld nicht haben, den Film zu Ende zu schauen; mögen ihn mit seinen 130 Minuten zu lang finden. Doch wer sich der Langsamkeit der Bilder und dem fragilen und facettenreichen Spiel der Akteure hingibt, hat man am Schluss vielleicht neue Antworten auf die Frage, was Liebe ist und wie sie verfilmt werden kann.
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