Filmkritik
Wetterfrosch und Pleitegeier
Millionär werden - wer kennt den Traum nicht. Und wer hat nicht schon spintisiert, wie es wäre, zu diesem Zweck das Lotto zu manipulieren. Nur: Wir alle haben einen guten Grund, dass wir es noch nie getan haben: So einfach ist die Sache eben nicht. Für Russ Richards (John Travolta) und seine Freundin Crystal (Lisa Kudrow) stünden die Chancen zwar besser als für die meisten, arbeitet sie doch als Lottofee. Doch in Nora Ephrons Film wird schnell klar: Die beiden sind nicht die Richtigen, um den Plan erfolgreich auszuführen.
Russ Richards ist ein Kleinstadtstar. Als Wetterfrosch beim Lokalfernsehen in Harrisburg, PA, lächelt er sich fröhlich durch die Vorhersage und das Zwischengeplänkel mit seinen Kollegen. Er fährt im Jaguar zum Stammtisch in seiner Lieblingskneipe, wo er seine Fans empfangen kann. Seine Freundin Crystal ist jung, blond und schläft gern mit ihm. Doch ist nicht alles so rosig wie seine ewig gute Laune, denn Russ steht kurz vor dem Konkurs. Schuld ist ein Ausstellungsraum voller Schneemobile, die er in der weihnachtlichen Hitzewelle von 1988 verkaufen müsste. Es gibt nur noch eins: Mit Crystal die Lotterie manipulieren und den Jackpot von 6,5 Millionen Dollar kassieren.
Dumme Leute gibt es überall. Weniger bekannt ist, dass es in Harrisburg anscheinend eine erstaunliche Vielfalt von Idioten gibt, ja, dass man - mindestens für diesen Film -"Harrisburger" mit "Trottel" gleichsetzen kann. Der einzig Clevere im Team ist Gig (Tim Roth), Stripclub-Besitzer und Anstifter des ganzen Plans. Er ist denn auch Ausländer. (Verblüffend, dass Harrisburg, das immerhin in den prozesssüchtigen USA liegt, Frau Ephron noch nicht angeklagt hat.) Da Russ und Crystal Einwohner dieser Stadt sind, ist das Misslingen ihres Plans vorprogrammiert. Wobei die einheimische Polizei natürlich keine ernsthafte Bedrohung für sie darstellt. Die Gefahr geht von ihnen selber aus.
Eine Überdosis von Sight-Gags und Slapstick-Szenen haben schon bei manchem Film für Langeweile gesorgt. Auch hier droht die Story immer wieder in die Dämlichkeit zu kippen. Der überdoofe Russ und die permanent griesgrämige Crystal sind aber mehr als nur oberflächliche Trottel. Ihre Vielschichtigkeit - zusammen mit dem pfiffig witzigen Dialog - sorgt dafür, dass man zahlreiche Lacher geniessen kann, ohne ein müdes Gähnen hinterherzuschicken. Und das grosse Plus dieses Films: Travolta und Kudrow verkörpern ihre Rollen mit so viel Geschick und spielerischer Finesse, dass sie ihn regelrecht aus der Dummheitsfalle retten. Zuletzt ist der Film wie seine Persönlichkeiten: Ein bisschen doof, aber mit einigen Geistesblitzen.
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