Der Zauber von Malèna Italien, USA 2000 – 109min.
Filmkritik
Hormone in den Zeiten des Krieges
Am Tag, als Mussolini England und Frankreich den Krieg erklärt, sieht der dreizehnjährige Renato zum ersten Mal die Frau, die ihn in den kommenden Jahren mehr beschäftigen wird als der zweite Weltkrieg: Malèna - gespielt von Monica Bellucci. Wohin sie auch geht, folgen ihr Männerblicke, Frauengetuschel und ein Schwarm Pubertierender. So viel Schönheit auf der einen, so viel Begehrlichkeit auf der anderen Seite – das kann nicht gut gehen. Giuseppe Tornatore erzählt aus der Perspektive des alten Mannes, der im Rückblick die Jugendzeit verklärt.
Renato verliebt sich auf den ersten Blick in Malèna. Von diesem Moment an folgt er ihr auf Schritt und Tritt. Dank einer Lücke im Gemäuer ihres Hauses findet er mehr über sie heraus, als die restlichen BewohnerInnen der Kleinstadt wissen: Die Schöne vermisst ihren Mann, der in Afrika für das Vaterland kämpft; nach seinem Tod trauert sie aufrichtig um ihn. Dass sie schliesslich ihren Körper anderen Männern – auch deutschen Generälen – verkauft, geschieht aus purer Not, da sie durch einen Skandal ihre Stelle als Lehrerin verliert. Sie ist ein in ihrem Herzen tugendhaftes Opfer. Der Missgunst ihrer MitbürgerInnen, der Umstände und ihrer Schönheit.
Giuseppe Tornatore, für Cinema Paradiso mit dem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet, macht uns weis, die Geschichte drehe sich um einen Pubertierenden, den die Hormone überfordern. Erst nach und nach wird deutlich: Es handelt sich um die verklärenden Erinnerungen eines alten Mannes. Ein "Ach war das schön" schwingt fast durchwegs in der Erzählung mit – zur Erinnerung: die Geschichte spielt im zweiten Weltkrieg, im faschistischen Italien. Die Alterssentimentalität wäre schon klebrig genug. Vollends unerträglich wird es, wenn auch noch ein "Ach war ich toll" durchdringt.
Der Krieg wird knapp wahrgenommen, weil er Malènas Schicksal und Verhalten beeinflusst. Der Faschismus hingegen verkommt zur Staffage. Die Menschenmenge jubelt zu Beginn des Films Mussolini und seiner Kriegserklärung zu, am Ende begrüsst sie mit demselben Hurrageschrei die Amerikaner. Wie es zu dem Wandel kommt, wird nicht weiter verfolgt. Sein Vater, versichert Renato, sei kein Anhänger des Duce gewesen. Damit umgeht Tornatore elegant die Auseinandersetzung mit einer unbequemen Vergangenheit, schafft sich ein komplexes Thema vom Hals und hat freie Bahn für einen Blick zurück in Minne.
Die Musik von Ennio Morricone, Francesco Frigeri als Production Designer und Lajos Koltai als Kameramann unterstützen den Eindruck, dass über der ganzen Geschichte ein Zuckerguss klebt. Ohne die Bereitschaft, den Herren in die Verklärung von Jugend und weiblicher Schönheit zu folgen, gewinnt man dem Film mehr Kopfschütteln als Vergnügen ab.
Dein Film-Rating
Kommentare
sexy bellucci in starke frauenrolle... rasiert, beleidigt, schön
Bin von diesem Film sehr angetan. Es ziegt wie gemein und heimtückisch die Menschen sind. Der Film beinhaltet alles was es braucht um sich in der Rolle der "Malèna" zu fühlen. Jeder Mann im Dorf möchte Sie haben, jede Frau beneidet Ihre Schönheit und genau die wird Ihr zum Verhängnis. Malèna wird zu dem gemacht was die Menschen in diesem Dorf wollen..... mich hat dieser Film echt zu denken gegeben. Aber so sind wir halt - wir Menschen - scheuslich!… Mehr anzeigen
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung