Ein Königreich für ein Lama USA 2000 – 78min.

Filmkritik

Ein Lama, das aus der Reihe tanzt

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Zeichentrickfilmen von Disney basieren normalerweise auf Märchen oder mythologischen Erzählungen, die mit einigen musikalischen Einlagen aufgepeppt werden. "The Emperor's New Groove" tanzt aus der Reihe, dafür ist er aber umso witziger.

Irgendwo in Südamerika lebt der junge Kaiser Kuzco, der eigentlich alles hat, was sich ein jugendlicher Herrscher so wünschen kann. Nur eines fehlt ihm seiner Ansicht nach noch: eine Sommerresidenz auf der Spitze ausgerechnet jenes Hügels, auf dem der unterwürfige und gutmütige Bauer Pacha seit sechs Generationen seinen Wohnsitz hat. Soviel zur Ausgangslage, dann geht alles sehr schnell. Kuzco entlässt seine Beraterin Yzma, die daraufhin den eingebildeten Herrscher zu vergiften versucht, was jedoch misslingt: Der naive Assistent Kronk verwechselt die Ampullen, weshalb sich Kuzco in ein Lama verwandelt. Dieses soll daraufhin von Kronk ermordet werden, landet aber stattdessen beim Bauern Pacha. Der rät dem verwandelten Kaiser, nicht alleine zum Palast zurück zu kehren, denn auf dem Weg dorthin lauern Pumas und Schlangen. Doch Kuzco trotzt den Gefahren, und schon bald treffen sich alle vier Protagonisten im Urwald wieder.

Für "The Emperor's New Groove" sind sechs Lieder geschrieben worden, doch aus unerfindlichen Gründen taucht keines davon im Film auf (auch Stings oscarnomierter Song ist nur noch während des Abspanns zu hören). Traurig darüber kann freilich niemand sein. Die Erinnerung an "The Road to El Dorado" ist noch zu frisch: Im Dreamworks-Streifen wurde die spannende Handlung alle fünf Minuten von Elton John unterbrochen.

Selbstironie ist das auffälligste Merkmal von "The Emperor's New Groove", dem unterhaltsamsten Streifen aus den Disney-Studios seit langem, der überraschenderweise für Kinder kaum geeignet ist. Spätestens wenn die Filmemacher die Normen des gängigen Erzählkinos brechen, verliert jedes Kind den Überblick. Schon von Beginn weg legt der Film ein solches Tempo vor, dass es selbst Erwachsenen schwer fällt, alle Gags zu erfassen. Der neue Disney-Film tanzt einfach aus der Reihe. Ein Witz jagt den anderen, was teilweise in absurden und wilden Cartoon-Szenen endet.

Weggelassen wurden auch jegliche romantischen Einschübe, einmal abgesehen von dem anrüchigen Verhältnis zwischen der greisen Yzma ("Schaut euch diese Runzeln an! Was hält diese Frau zusammen?") mit dem um etliche Jahre jüngeren und muskelbepackten Assistenten Kronk. Dem Herrscher werden zwar kurz einmal Kandidatinnen für eine kaiserliche Hochzeit vorgestellt, doch die Hauptfigur ist viel zu selbstverliebt, als dass sie sich das Rampenlicht mit einer Partnerin teilen würde. "The Emperor's New Groove" bietet soviel Unterhaltung, dass nur zu hoffen bleibt, dass bald wieder einmal eine solche Komödie aus dem Hause Disney zu geniessen sein wird.

01.12.2020

4

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Kommentare

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moonlightvampir

vor 15 Jahren


tarant

vor 22 Jahren

Super witzig! Erstklassiger Disney-Film!


Gelöschter Nutzer

vor 23 Jahren

DISNEY mal ganz anders


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