Filmkritik
Kindliche Unschuld
Die Träume eines Knaben gehen selten in Erfüllung. Diese Erfahrung macht auch Russell, als er sich selbst als Achtjähriger erscheint. Regisseur Jon Turteltaub ("Cool Runnings") fertigt wieder einmal leicht verdauliche Disney-Kost an.
Russell (Bruce Willis) ist ein erfolgreicher "Image Consultant", besitzt ein riesiges Haus, ein schnelles Auto und eine hübsche Freundin. Doch irgendwas scheint in seinem Leben zu fehlen. Eines Tages sieht er sich plötzlich mit einem achtjährigen Knaben (Spencer Breslin) konfrontiert, der ihn irgendwie an seine Vergangenheit erinnert. Kein Wunder, denn der Knabe ist Russell selbst, einfach ein paar Jahre jünger. Schwer enttäuscht muss der junge Rusty feststellen, dass er als Vierzigjähriger keinen Hund hat, nicht verheiratet ist und sein Beruf nicht darin besteht, als Pilot durch die Lüfte zu schweben, sondern Menschen zu beraten, damit diese durch massgeschneiderte Lügen ihre eigene Identität verleugnen können. Der Junge zwingt Russell dazu, sein Leben und die Entscheidungen, die er unterwegs getroffen hat, zu überdenken.
Wäre das Kind, das wir einmal waren, mit dem zufrieden, was wir aus seinem Leben gemacht haben? Eine durchaus interessante Frage, die bereits mehrfach verarbeitet wurde. Tom Hanks spielte in "Big" ein Kind, das plötzlich zu einem Erwachsenen wurde, und Judge Reinhold ("Beverly Hills Cop") wechselte in "Vice Versa" (1988) mit seinem Sohn den Körper. Selbstverständlich erwiesen sich die Erfahrungen, die sie dabei sammelten, in ihrem weiteren Leben als unentbehrlich. Auch Disney's The Kid liefert eine Antwort auf die Frage, ob Russell den Erwartungen seines jüngeren Ichs entspricht. Ebenso verständlich, dass sie negativ ausfällt, denn die Träume und Wünsche eines Kindes sind grenzenlos und können die Ansprüche und Anforderungen, welche an einen Erwachsenen gestellt werden, nicht mit einbeziehen. Zudem erweitern Jugendliche (häufig auch Erwachsene) mit den Jahren ihr Wissen, was dazu führt, dass sie ihre Ziele und Bestrebungen gelegentlich neu ausrichten.
Erwartungsgemäss vernachlässigt der Film diese Aspekte, denn in Hollywood ist alles möglich und nichts wie in der Realität. Davon einmal abgesehen, ist Disney's "The Kid" ganz unterhaltsam und genussvoll harmlos, wie man es sich von Disneyfilmen eben gewohnt ist. Mehr kann und sollte auch nicht erwartet werden, schliesslich bietet Disney eine der letzten Konstanten: Ihre heutigen Filme erfüllen immer noch die gleichen Ansprüche wie diejenigen, die man als Achtjähriger gesehen hat.
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