Traffic - Macht des Kartells Deutschland, USA 2000 – 147min.
Filmkritik
Schmutzige Hände
"No one gets away clean" – der Untertitel von Steven Soderberghs 4-fach oscargekröntem "Traffic" tönt bereits an, worin die Stärke des Films besteht: Er schafft es, von Drogenhandel und seiner Bekämpfung zu erzählen, ohne in das Muster von "good guys" und "bad guys" zu verfallen, und hat den Mut, Fragen offen zu lassen.
Soderbergh greift das Thema in mehreren Handlungssträngen auf, die sich nur am Rand berühren. Das gibt ihm die Möglichkeit, verschiedene Ebenen aufzufächern, von der Konsumentin über die HändlerInnen bis hin zu PolizistInnen und BeamtInnen. Idee und Erzählstruktur stammen aus einer britischen TV-Serie, die die Drogenroute von Pakistan nach England zum Inhalt hat. Für "Traffic" wurde die Handlung nach Mexiko und in die USA verlegt. Aus der Adaptation wurde ein ebenso eigenständiger wie brillianter Film.
Händler, Fahnder, Süchtige
Robert Wakefield (Michael Douglas), designierter oberster Drogenfahnder der USA, will sich vor Amtsantritt vor Ort ein Bild verschaffen; gleichzeitig wird er zur Einsicht gezwungen, dass seine sechzehnjährige Tochter (Erika Christensen) Crack-abhängig ist. Der mexikanische Polizist Javier Rodriguez gerät in Tijuana in einen Strudel von Korruption und Amtsmissbrauch. In Kalifornien bricht für die schwangere High-Society-Ehefrau Helena (Catherine Zeta-Jones) eine Welt zusammen, als ihr Mann wegen Drogenhandels verhaftet wird; energisch macht sie sich an den Wiederaufbau, beschattet von zwei Polizisten (Don Cheadle und Luis Guzman).
Mehrschichtig gekonnt
Die verschiedenen Handlungen haben ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Bildwelt und Farbe, ihre eigene Sprache (wörtlich zu verstehen: in den mexikanischen Szenen wird spanisch gesprochen). Gemeinsam ist ihnen die Handkamera – unter Pseudonym geführt von Soderbergh –, die sich mitten in das Geschehen drängt und den Eindruck von dokumentarischer Authentizität erweckt; gemeinsam ist ihnen die atmosphärische Dichte und das hohe schauspielerische Niveau, ob es sich um Stars wie Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones handelt, um schauspielernde Chamäleons wie Benicio Del Toro, der für seine Leistung mit dem Golden Globe und dem Oscar ausgezeichnet wurde, oder um eine Newcomerin wie Erika Christensen.
Dass "Traffic" auf allen Ebenen funktioniert, ist nicht zuletzt dem Drehbuchautor Stephen Gaghan zu danken, dessen Dialoge die Sprache der Teenager aus besserem Hause so gut treffen wie die der Polizisten oder SenatorInnen.
Keine Lösung, fast keine Botschaft
Nicht nur das Thema Drogenhandel und dessen Bekämpfung wird von vielen Seiten beleuchtet. Genau so tritt auch Sucht in all ihren Formen immer wieder in Erscheinung, beim kettenrauchenden Drogenfahnder so gut wie beim Glas Scotch, mit dem sich Wakefield über das Gefühl unerträglicher Langeweile hinwegtröstet. Soderbergh und Gaghan scheinen vom Wunsch besessen, das Thema vollständig zu dokumentieren, werfen Fragen auf und verzichten auf zu einfache Antworten.
"Traffic" bietet keine Lösungen an; der Film zeigt einerseits die Mechanismen eines bestens eingespielten Systems auf, dem scheinbar unbegrenzte Mittel zur Selbsterhaltung zur Verfügung stehen, und andererseits die Ratlosigkeit derer, die von Staates wegen zu dessen Bekämpfung aufgeboten sind. Nur ganz verhalten dringt eine Botschaft durch: Die Hoffnung liegt beim Individuum, bei der Entscheidung des Einzelnen zur Integrität inmitten von Korruption, im täglichen Mut, den es für einen Entzug braucht, im Verzicht auf hohle Worte, mit denen Hilflosigkeit kaschiert werden soll. So zurückhaltend verkündet er dies, dass die zahlreichen potenziellen Happyends, mit denen der Film ausklingt, aufgesetzt wirken. Schade, aber zwei Schlussminuten verderben keinen grossartigen Film.
Dein Film-Rating
Kommentare
Der Film ist zu langatmig und zu schlecht gemacht. Das Ende ist auch schlecht.
starke soderberg der vor er ocean's 12 & 13 unsin machte, noch mal ein richtiges thema mit story versuchte...
Ich weiss ja nicht, aber so ein film, mit solchen Bewertungen, solchen Schauspielern, und solchem Regisseur...
Und dann so lamgweilig
schaut euch lieber Traffic - the miniseries (2004) an, das ist genial (von den machern von 24
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung