Where the Heart Is USA 2000 – 120min.

Filmkritik

Endlos-Soap

Filmkritik: Natalie Rüfenacht

Wie sagt man doch so schön: Was Dich nicht umbringt, macht Dich stärker. Und so muss Novalee Nation zahlreiche Schicksalsschläge erdulden, bis aus dem unterbelichteten Teenager eine starke und intelligente Frau wird. Fazit: Wer Soaps mag wird auch "Where the Heart is" mögen. Alle anderen werden während diesem seltsamen Endlos-Melodrama mit Natalie Portman wahrscheinlich einschlafen.

Haben sie sich schon mal vorgestellt, was sie so alles anstellen würden, wenn sie eine Nacht lang in einem Supermarkt eingeschlossen wären. Nun, Novalee Nation (Natalie Portman) lebt ganze sechs Wochen lang in einem "Wal-Mart". Die hochschwangere 17-Jährige wurde dort sozusagen von ihrem Freund ausgesetzt. Und während dieser nach Kalifornien weiterreist, bleibt Novalee wie ein braves Hündchen in der Nähe des Supermarktes; erkundet tags das kleine Kaff, in dem sie gestrandet ist und zieht sich nachts zwischen die Warenregale zurück. Das fliegt erst auf, als sich bei der Geburt Komplikationen ergeben und die schreiende Novalee vom durchs (geschlossene) Fenster springenden Bibliothekar des Städtchens gerettet werden muss. Doch da das Mädchen so lieb war, zwecks Rückerstattung der Schulden Buch über seinen Bedarf an Wal-Mart-Produkten zu führen, hat sein illegaler Aufenthalt keine Konsequenzen. Im Gegenteil: Novalee Nation und ihr Baby Americus (!) werden zu Medienstars.

Was für eine Story! Genug Stoff jedenfalls für einen abendfüllenden Spielfilm. Doch "Where the Heart is" fängt an dieser Stelle erst richtig an. Die auf einem US-Bestseller von Billie Letts basierende Geschichte hält für das Kinopublikum und für die arme Novalee und ihre Freunde noch manchen Schicksalsschlag bereit. Da gibt es - unter anderem - Babys kidnappende Religionsfanatiker, einen Tornado, einen brutalen Pädophilen und einen Mann, dem von einem Zug beide Beine abgehackt werden. Und ganz nebenbei hat's noch Platz für die Geschichte des geflüchteten Ex-Freundes.

Was wahrscheinlich als Unterschicht-Frauen-Drama gedacht war, mutet so eher wie eine Endlos-Soap an, bei der die Zuschauer am Ende jeder Folge durch einen dramatischen Effekt bei der Stange gehalten werden. Der Regisseur Matt Williams hat sich übrigens durch genau dieses Genre einen Namen gemacht, "Where the Heart Is" ist sein erster Kinofilm.

Ganz den amerikanischen Soap-Klischees entspricht auch die Besetzung des Films mit fast durchwegs attraktiven Menschen mit blendend weissen Zähnen (nur zur Erinnerung: es geht hier um mittellose Bewohner eines gottverlassenen Kaffs in den Südstaaten). Oder sieht Ashley Judd etwa wie die alleinerziehende und berufstätige Mutter von sechs Kindern aus?

Natalie Portmans schauspielerisches Talent - in "Leon" stahl sie Jean Reno als wütende kleine Göre glatt die Show - hilft immerhin über die krassesten Unglaubwürdigkeiten hinweg. Ihr Können reicht jedoch nicht aus, um Novalee interessanter zu machen. Es gibt ja bekanntlich nichts Langweiligeres als die Güte in Person und Novalee hat - wie man so schön sagt - das Herz derart am rechten Fleck, dass einem davon schon fast übel wird - stellen Sie sich bloss vor, was Sie an ihrer Stelle alleine im Supermarkt alles angestellt hätten...

18.05.2021

2

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Kommentare

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mamama

vor 17 Jahren


titanicfan

vor 17 Jahren

super film einfach klasse


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