Filmkritik
Einfühlsame Klardenkerin, leidendes Menschenkind
Getragen von der Idee, der lange Zeit fast vergessenen Schweizerin Annemarie Schwarzenbach den ihr zugehörigen Platz zu verschaffen, hat Carole Bonstein 1997 begonnen zu recherchieren. Sie ist ins Bündnerland gefahren, hat Schwarzenbachs Haus in Sils aufgesucht und schliesslich via Annemaries Grossneffe Alexis Schwarzenbach Zugang zum familieneigenen Estrich erhalten.
Aus der Fülle bisher unveröffentlichten Materials ist ein Doku-Porträt der Schriftstellerin, Journalistin und Fotografin entstanden, das Schwarzenbach in ihrer ganzen inneren Zerrissenheit auferstehen lässt. Da ist die frühe und schmerzvolle Abwendung vom nazifreundlichen, reichen Elternhaus. Die langen Reisen, welche sie an der Seite der Photographin Marianne Breslauer und der Genfer Schriftstellerin Ella Maillart in die Pyrenäen und den nahen Orient führen. Da sind ihre Romane "Freunde um Bernhard ", "Das glückliche Tal ; ihr Engagement gegen den Faschismus und die Ausbeutung der Arbeiter.
Da sind aber auch Schwarzenbachs dunklen Seiten: Die ewig unerfüllte Liebe zu Frauen, ihre beinahe schon obsessive Verbundenheit mit den Geschwistern Mann, Drogenmissbrauch, Selbstmordversuche. Einfühlsame Klardenkerin, aber auch am Leben leidendes Menschenkind war sie.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung