Atanarjuat - Die Legende vom schnellen Läufer Kanada 2001 – 171min.

Filmkritik

Tragödie im ewigen Eis

Filmkritik: Andrea Bleuler

Superhelden im arktischen Eis, vor ein paar tausend Jahren. Ein Epos, das in die absolute (Kino-) Exotik entführt und das übersättigte Auge entschleiert.

Weder ein ausgefeiltes Drehbuch noch gigantischen technischen Aufwand braucht es, um ein Kinospektakel in die Welt zu setzen. Zacharias Kunuk, Regisseur des ersten Films in der Inuktikut-Sprache der kanadischen Eskimos und Novize im Spielfilm, scheint zu wissen, was wirklich wichtig ist.

Sein Film hält sich an eine uralte Inuit-Legende, die er von Amateurschauspielern erzählen lässt. Die beiden Söhne von Tulimaq - Amaqjuaq der Starke (Innushuk) und Atanarjuat der schnelle Läufer (Ungalaaq) - sind in eine nomadische Sippe geboren, aber mit einem Schamanen-Fluch belastet. Immer wieder geraten sie mit Sauris Sohn, Oki (Arnatsiaq) in Streit. Ein Dauerkonflikt, der eskaliert, als Atanarjuat die Frau (Ivalu) erobert, die er haben möchte.

Die Kulisse einer immens grossen und lebensfeindlichen arktischen Landschaft reduziert ihre Bewohner auf optisch verschwindend kleine Protagonisten. Sinneseindrücke scheinen in diesem kargen Lebensraum aber vervielfacht: Die kleinste Veränderung fällt auf und prägt sich ein. Die Heldentaten der Filmcrew, die dieses Projekt in Angriff genommen hat, lassen sich erahnen.

"Atanarjuat" ist ein ethnologisches Doku-Heldenepos mit Meditationswert. Der Film liefert einerseits eine genaue und hochspannende Berichterstattung über das Leben der Inuit: ihre Kleidung, ihre Nahrung, und ihre Sitten - so tragen zum Beispiel die ewigen Feindeauch einen Zweikampf durch Zusammenschlagen der Köpfe aus.

Doch auch emotional ist die Legende einnehmend: So vertraut die Gefühlswallungen sind, so exotisch wirkt es heute, dass im arktischen Sippenleben, wo man aufeinander angewiesen ist, trotz heftigen Streitigkeiten in einer Gemeinschaft gelebt wird. In Sachen Heldentum wird gar Arnold Schwarzeneggers Schmerzresistenz in den Schatten gestellt, nämlich dann, wenn Atanarjuat in einer Verfolgungsjagd über das arktische Eis - nackt und ohne Schuhe - meilenweit um sein Leben rennt.

02.03.2023

4.5

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Kommentare

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cpabc

vor 21 Jahren

Am Anfang ist es schwer sich an die "ganz andere Welt" der Inuit zu gewöhnen und die Darsteller kennt man auch erst nach der ersten Stunde richtig. Dann ist man aber voll im Film drin und es wird noch richtig spannend und dramatisch aber auch lustig und romantisch.
Am besten zu zweit in einem kalten Kino anschauen und nehmt noch ein grosses Fell mit!Mehr anzeigen


ssr

vor 21 Jahren

Very silent and unique movie, wonderful pictures, not a down


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