Filmkritik
Das aufregende Leben eines Drogenbarons
Johnny Depp liebte es schon immer, mit unkonventionellen Indie-Rollen sein "Pretty Boy"-Image zu untergraben und ein bisschen Rebell zu sein. Auch George Jung, auf dessen Konto in den siebziger Jahren schätzungsweise 85% des Kokainimports in die USA ging, ist alles andere als eine Figur, die sich zum idealtypischen amerikanischen Romantic Hero eignet. Und Depp fühlt sich sichtlich wohl in dieser Rolle, in der er sich vom unbekümmerten jungen Schnösel zum alternden Drogenwrack wandeln darf und so häufig die Frisur wechselt wie Julia Roberts in "Erin Brockovich" die Kleider.
Nach einem kurzen Blick auf Elternhaus und Kindheit, geht es in rasantem Tempo nach L.A. Beach, wo gerade der 'Summer of Love' in vollem Gange ist und wir mit George und seinem Kumpel, beides Landeier sondergleichen, abtauchen in die Welt des Flowerpower und der freien Liebe. Georges erster Joint ist sozusagen die Initialzündung für seine weitere Karriere. Witzige Freezeframes und kurzweilige Episoden skizzieren seinen Aufstieg zum erfolgreichen Marihuana-Händler und machen das erste Drittel des Films zu einem unterhaltsamen Potpourri der beginnenden siebziger Jahre. Franka Potente ("Lola rennt") ist als Georges sexy Freundin Barbara mit langer roter Mähne kaum wieder zu erkennen und überrascht mit tadellosem amerikanischen Akzent. Als Stewardess ist sie ein wichtiges Bindeglied für das florierende Geschäft mit der Ostküste. Als sie stirbt, bricht für George eine Welt zusammen. Es folgt seine erste Verhaftung.
Im Knast lernt er den Kolumbianer Diego Delgado (Jordi Molla) kennen und landet, kaum wieder auf freiem Fuss, bei Pablo Escobar, dem berüchtigten Drogenzar des Medellin-Kartells. Jung wird schnell zum exklusiven Verbindungsmann für den kolumbianischen Kokshandel mit den USA, und das Land versinkt von N.Y. bis L.A. unter Bergen des weissen Pulvers. Doch so viel dreckiges Geld verschafft einem keinen ruhigen Schlaf. Seine Heirat mit einer glutäugigen, aber unerträglich launischen Kolumbianerin (schwach: Penelope Cruz) schafft ihm Feinde im Kartell, er verfällt immer mehr seinen eigenen Drogen, und das FBI ist ihm dicht auf den Fersen. Und langsam verliert man als ZuschauerIn das Interesse an Jungs ach so verderblichem Tun, denn die anfängliche Verspieltheit des Films weicht einer immer sentimentaleren Rückschau auf ein Leben, dass zielsicher ins Verderben läuft.
Während Steven Soderbergh mit "Traffic" die aktuelle Drogenproblematik in den USA treffsicher von verschiedenen Seiten skizziert, wählt Ted Demme ("Beautiful Girls") den gradlinigeren Weg der Biographie. Das erlaubt ihm, einen farbigen Bogen von den unschuldigen Drogenexperimenten seines Protagonisten in den Sechzigern bis zu den Drogenexzessen der achtziger Jahre zu spannen und einen (scheinbar) weniger didaktischen Blick auf das Ganze zu werfen. Der Film basiert auf der Biographie von Bruce Porter, der George Jung im Zuchthaus - wo dieser noch bis ins Jahr 2014 seine Strafe absitzt - zu seinem Leben befragte. Auch Depp besuchte Jung, um sich für seine Rolle vorzubereiten. Es ist anzunehmen, dass Jungs Blick zurück von gewissen Sentimentalitäten geprägt und seine Reue über das vergeudete Leben gross ist. Und das merkt man dem Film stellenweise auch an: "Blow" will zwar in erster Linie gut unterhalten, doch gegen Ende des Films wird immer mehr der tadelnde Zeigefinger erhoben, und die Moral holt die Leichtigkeit ein. Und leider, leider muss Johnny Depp immer hässlichere Perücken tragen...
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Kommentare
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 12 Jahren
Auch ich mag Scarface oder Good Fellas - Old School Gangsters. Blow ist mit Johnny Depp, Ray Liotta und Cliff Curtis passend besetzt, wirkt mehr skurril und besitzt eine gesunde Portion Moral. Präsentiert ein Lifestyle im Neuzeitalter, für den es drauf hat, dass praktisch jedes Business ohne Gewalt geht. Aber dieses macht kein Halt mehr davon, was einen in diesem Business daneben lebendig in den Abgrund reissen kann: Gefühle, Illusionen, ungewaschenes Geld, Freundschaften, Verrechnung, Gefängnis. Ausser noch die eigene Familie?… Mehr anzeigen
Naja. Ich find Johnny Depp ja eigentlich genial, aber dieser Film war ein Flop. Zu sehr in die länge gezogen, es passiert nie wirklich was tolles... der Film überzeugt nicht
unterhaltsame drogenfilm mit gute leistungen von depp und cruz aber etwas fehlt...
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