Filmkritik
Seifenoper im Schnellimbiss
In einer Imbissbude namens "Don's Plum" improvisierten vor fünf Jahren Leonardo Di Caprio, Tobey Maguire und andere Jungschauspieler für das Regiedebut von R. D. Robb. Mittlerweile ist Di Caprio und Maguire das Resultat so peinlich, dass sie den Film in den USA per Gerichtsentscheid von den Kinos fern hielten. Wir bekommen ihn trotzdem zu sehen.
Samstagabend in Los Angeles. Vier Freunde verabreden sich im "Don's Plum" zum rituellen Langeweiletöten. Um die matschigen Pommes und die sterile Einrichtung ertragen zu können, muss jeder eine Frau mitbringen. Wer keine auftreiben kann, ist der Verlierer. Diese Rolle fällt diesmal Grossmaul Derek (Di Caprio) zu, während es sogar Langweiler Ian (Maguire) schafft, eine Kellnerin anzuschleppen. Schliesslich wird das Geschlechterverhältnis doch noch ausgeglichen, vier Jungs und vier Mädels quetschen sich an einen Tisch, dann wird getratscht. Über Gott, die Welt, und mit Vorliebe über Sex. Es wird gestichelt und gestritten, Masken fallen und Enthüllungen machen die Runde, auf Versöhnung folgt neue Frustration. Coolheit ist Pflicht, Schwächen preiszugeben, kann sich als fatal erweisen, und nur alleine vor dem Klospiegel werden wahre Gefühle hervorgekotzt.
Dieses Szenario konzipierte Jungregisseur R.D. Robb 1996 als Kurzfilm. Seine schon etwas berühmteren Bekannten Leonardo Di Caprio und Tobey Maguire stellten sich zur Verfügung, um wenigstens ein paar halbwegs klingende Namen in den Nachspann einfliessen zu lassen. Grobkörnig und in Schwarzweiss, stilistisch zwischen "The Blair Witch Project" und den Dogma-Filmen angesiedelt, drehte Robb eine Art Kammerspiel über die gelangweilte Grossstadtjugend. Das Drehbuch gab lediglich Eckpunkte vor, die Schauspieler improvisierten grösstenteils.
Vielleicht zeigten Di Caprio und Maguire dadurch mehr von ihren wahren Charakteren, als sie dem Publikum später zumuten wollten. Di Caprio mimt den arroganten Macker, der seinem weiblichen Gegenüber mitteilt, er würde ihr am liebsten eine Flasche ins Gesicht schmeissen, sich aber gleichzeitig von der bösen Welt unverstanden fühlt - mit einem Wort, ein Arschloch. Währenddessen sitzt Maguire mit Mäuseblick in der Ecke und sagt nicht viel. Das war wohl zu starker Tabak für jeden Imageberater. Immerhin schwang sich Di Caprio in seinem nächsten Film zu Mister Hochseeromantik auf, und Maguire hat sich mittlerweile vom stillen Verlierer mit Mäuseblick zum Superhelden mit Spinnenanzug gemausert.
Als Regisseur Robb nach Jahren des Geldmangels das Rohmaterial für die Kinoleinwand aufbereiten wollte, reichten Leo und Tobey Klage ein: Es sei nur ein Kurzfilm vereinbart gewesen, gegen eine Kinoversion legten sie das Veto ein. Das Resultat: In den USA und Kanada darf "Don's Plum" nicht kommerziell verwertet werden. Selbst wenn Zensur manchmal ein gutes Marketinginstrument sein kann: Ein Kurzfilm hätte durchaus gereicht. Zwar vermag Robb durch die Ungeschliffenheit des Filmmaterials und die Improvisation der Darsteller ein wohl realistisches Stimmungsbild zu vermitteln, aber eine Clique neunzig Minuten lang bei belanglosen Gesprächen zu beobachten, ohne dass eine erkennbare Handlung auf einen erkennbaren Höhepunkt zusteuern würde, ist wenig Nahrung für einen Kinobesuch - Authentizität hin oder her. Zu empfehlen ist "Don's Plum" allerdings allen Männern, die "Titanic" gehasst haben. Nehmt eure Freundinnen mit und zeigt ihnen Leonardo Di Caprio's wahres Gesicht!
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Kommentare
recht charmant schwarzweiss... tolle darstellung, tolle regie
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