CH.FILM

Happiness Is a Warm Gun Schweiz 2001 – 96min.

Filmkritik

Die Suche nach dem Glück der warmen Pistole

Filmkritik: Michelle Ettlin

Die deutsche Friedensaktivistin Petra Kelly wurde 1992 im Schlaf von ihrem Gefährten, dem Ex-General Gert Bastian, erschossen, der ihr dann in den Tod folgte. Was könnte sich im Kopf von Petra Kelly abgespielt haben in der Zeitspanne, in der die Kugel in ihren Kopf eindrang bis zum Moment, wo die Kugel stecken blieb und sie starb? In seinem experimentellen Spielfilm "Happiness is a Warm Gun" sucht der Regisseur Thomas Imbach ("Well Done", "Ghetto") nach Bildern für diese imäginäre Zwischenwelt.

Als die Kugel in ihren Kopf eindringt, erwacht Petra im gläsernen Transit eines Flughafens. Dort ringt sie gemeinsam mit Gert und anderen Personen aus ihrem Leben um den Sinn dieses Schusses und reflektiert die Liebesgeschichte zu ihrem Gefährten, Mitstreiter und Vollstrecker. In dieser künstlichen Welt wollen die beiden gemeinsam herausfinden und verstehen, was mit ihnen geschehen ist und versuchen, doch noch eine gemeinsame Zukunft zu finden. Rastlos suchen sie nach dem Glück der warmen Pistole, wie dies der Titel bereits impliziert.

Nach den viel beachteten Dokumentarfilmen "Well Done" und "Ghetto" ist "Happiness is a Warm Gun" der erste Spielfilm des Schweizers Thomas Imbach. Die Thematik des Films – die Ermordung Petra Kellys – hätte Imbach wiederum dokumentarisch angehen können, er tut dies aber nicht. Er versucht nicht, historische Fakten nachzuerzählen oder einen möglichen Tathergang der Ermordung Kellys aufzuzeigen, sondern stellt seine ganz eigenen Überlegungen und Visionen zu diesem Fall dar. In dokumentarischem Stil, aber ohne dokumentarischen Realitätsanspruch, schickt er Kelly und ihren Gefährten Gert Bastian auf eine Suche nach dem Sinn des tödlichen Schusses in einer surrealen Welt zwischen Leben und Tod. Eine Geschichte im herkömmlichen Sinne wird nicht erzählt und so könnte man "Happiness is a Warm Gun“ eher als Experimental- denn als Spielfilm bezeichnen.

Imbach fokussiert dabei auf die beiden Charaktere Petra und Gert , jagt seine Hauptdarsteller durch eine Tour de Force von Monologen und Streitgesprächen. Reale Figuren mischen sich in die surrealen Erlebnisse der beiden. Mehrmals zeigen Montagen von Archivbildern die echten Petra Kelly und Gert Bastian. Dabei wird deutlich, wie nahe die Darsteller der fiktionalen Figuren an ihre realen Vorbilder herankommen, diesen aber auch mit einer ironischen Distanz gegenüberstehen.

„Happiness is a Warm Gun“ ist ein stilistisch und visuell innovativer, aber schwer zugänglicher Film, der dem Zuschauer die Bereitschaft abverlangt, sich statt auf eine Geschichte auf eine assoziative Bilderflut einzulassen.

23.10.2023

3

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Kommentare

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godard

vor 23 Jahren

Ich bin einfach sprachlos über diesen Film. Hab ihn in Locarno gesehen... Und noch selten hab ich einen Film dermassen bereut! Ein Verbrechen auf 35mm... Da ich immer wieder eingenickt bin (ist wirklich totlangweilig) hab ich schliesslich beschlossen, dass ich aus dem Kino rausgehe. Egal was ich machte, es war um einiges intelligenter als dieser Film. Meine Begleiter sind im Kino drin geblieben, aber nur, weil sie fasziniert waren, wie jemand einen solchen Schwachsinn machen kann...Mehr anzeigen


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