Rush Hour 2 USA 2001 – 90min.
Filmkritik
Prügelknaben im fernen Osten
Der chinesische Vielarbeiter Jackie Chan schliesst sich einmal mehr mit Grossmaul Chris Tucker zusammen, um böse Buben das Fürchten zu lehren. Diese beziehen ihre Haue diesmal in Hongkong und Las Vegas.Jackie Chan hat mittlerweile eine lukrative Karrierestrategie entwickelt: Er pendelt zwischen amerikanischen und asiatischen Produktionen, um das Publikum auf beiden Kontinenten massgeschneidert bedienen zu können. Die Geschmäcker sind verschieden, und so hat sich das fernöstliche Publikum nicht wirklich für "Rush Hour" erwärmen können. Das amerikanische hingegen schon: Das Polizei-Buddy-Movie zog den Kinogängern mehr als 140 Millionen Dollar aus der Kasse und mauserte sich zu Chan's bis dato erfolgreichstem Auftritt in einer Hollywoodproduktion.Der Nachschlag folgt und führt den Kampfsportexperten als Inspektor Lee von der Hongkonger Polizei erneut mit Quasselstrippe Chris Tucker als Detective Carter vom LAPD zusammen. Gemeinsam will das ungleiche Paar eigentlich in Hongkong den wohlverdienten Urlaub vom hektischen Polizistenleben geniessen, doch der Ärger lässt auch hier nicht lange auf sich warten: Zwei amerikanische Zoolbeamte werden ermordet, hinter der Tat vermutet die Polizei Ricky Tan, einen mächtigen Unterweltboss. Mit diesem hat Inspektor Lee auch noch eine persönliche Rechnung offen.Mehr als diese Eckdaten braucht ein Film wie "Rush Hour 2" nicht - sie müssen nur einen Rahmen für zahlreiche Schlägereien und Wortgefechte bilden. Carter hält auch in Hongkong sein Mundwerk rege in Betrieb, obwohl die wenigsten seiner Gesprächspartner seine Sprache verstehen. Dass die Übersetzungsversuche mit dem chinesischen Wörterbuch nicht das gewünschte Resultat bringen, erstaunt wenig. Nachdem sich Jackie Chan im ersten Teil in der fremden Welt von Los Angeles zurechtfinden musste, wird jetzt der Kulturschock in der anderen Richtung ausgespielt.Chan demonstriert nach wie vor Agilität und ein Flair für originelle Kampfchoreographie unter Einbezug möglichst vieler Einrichtungsgegenstände. Während im ersten Teil von "Rush Hour" die Arbeitsteilung noch konsequenter war - Chan schlägt, Tucker quatscht - dürfen in der Fortsetzung beide etwas im Fachgebiet des Partners schnuppern. Chan, sicher kein Meister des englischen Dialogs, darf einige markige Sprüche loswerden und Tucker lässt ab und zu auch die Fäuste sprechen. Bei diesen Gelegenheiten wird er wiederholt mit der einzigen Person konfrontiert, die ihn zum Schweigen bringen kann: Ricky Tans Adjutantin Hu Li alias Zhang Ziyi, die von Ang Lee in "Crouching Tiger, Hidden Dragon" ins filmische Kampfsportgeschäft eingeführt wurde. Sie landet ihren Stiefel immer wieder zielsicher auf Detective Carters grosser Klappe."Rush Hour 2" strotzt nicht vor Originalität, der Film arbeitet mit bewährten Rezepten und lebt von den beiden Originalen in den Hauptrollen. Zusammen bringen sie die richtige Mischung aus Witz und Action auf die Leinwand - etwas anderes erwartet man vom Film auch nicht. In Amerika ist das Rezept noch besser aufgangen als mit dem Vorgänger, die Einnahmen haben 220 Millionen Dollar bereits überschritten. Für seine asiatischen Fans liefert Jackie Chan seine nächste Hongkong-Produktion umgehend nach: "Accidental Spy" kommt bereits im April in die Schweizer Kinos.
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