Chihiros Reise ins Zauberland Japan 2001 – 125min.

Filmkritik

Imponierende japanische Traumwelten

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Die Disney Studios müssen um ihre Vormachtstellung im Animationsfilm bangen: Konkurrenz erwächst ihnen nicht nur im eigenen Land, sondern je länger je mehr auch in Asien. Besonders die Filme des japanischen Studios Ghibli glänzen durch Einfallsreichtum und eindringliche Geschichten. So auch das Märchen "Spirited Away".

Die zehn Jahre alte Chihiro ist mit ihren Eltern unterwegs zu einem neuen Haus in einer neuen Stadt. Als der Vater eine falsche Abzweigung wählt, landet die Familie in einer mysteriösen Siedlung, die der Vater als verlassenen Vergnügungspark zu erkennen glaubt. Chihiro erkundigt das Gelände und trifft auf den Jungen Haku, der sie warnt, nicht bis nach Einbruch der Nacht zu verweilen. Zu spät: Die Eltern des Mädchens haben sich in Schweine verwandelt und das verwirrte Mädchen findet sich in einer verzauberten Welt wieder, bevölkert von Geistern, Göttern und Hexen.

Wie schon in "Mononoke Hime" ("Prinzessin Mononoke") entwirft der japanische Regisseur und Drehbuchautor Hayao Miayazaki eine Welt, die fernab der Realität funktioniert und dennoch zutiefst in ihr verankert bleibt. Obwohl Miayazaki ausdrücklich darauf hinweist, dass seine Filme keine didaktischen Inhalte vermitteln sollen, ist in der Art der Erzählung eine klare Haltung gegenüber aktuellen Problemen zu erkennen. Zentrale Themen sind auch in "Spirited Away" Umweltverschmutzung und Geldgier. Ein vom Wohlstandsschrott verschmutzter Flussgeist muss Zuflucht im Badehaus suchen, wo einzig Chihiro die Kraft findet, dem Gestank zu widerstehen und den Geist von den Umweltsünden zu säubern. Ihre Charakterstärke wird auch in ihrer Beziehung zum heimat- und gesichtslosen Geist Kaonashi deutlich, der die anderen Wesen mit Goldstücken ködert, um sie anschliessend aufzufressen.

Zwischendurch erinnert Chihiro auch an das bekannteste Mädchen aus der Schweiz. Kein reiner Zufall: An der japanischen Trickfilmbearbeitung von "Heidi" war schliesslich auch Hayao Miayazaki beteiligt. Wie Heidi ist Chihiro eine couragierte Figur, die allen unüberwindbaren Hindernissen zum Trotz ihren eigenen Weg finden muss und diesen mit letzter Entschlossenheit zurücklegt.

Die Vermischung fantastischer Traumwelten mit realen Alltagsproblemen ist eines der Geheimnisse hinter dem Erfolg von "Spirited Away". In Japan war der Animé-Streifen erfolgreicher als "Titanic", in Berlin gewann er 2002 zurecht den Goldenen Bären und soeben hat er die Krönung durch einen Oscar erreicht. Der bedingungslose Einfallsreichtum ist eine willkommene Abwechslung zu den häufig berechnend daherkommenden amerikanischen Produkten. "Spirited Away" ist mit seinen Bezügen zur japanischen Mythologie zwar weitaus komplexer als die Streifen aus den USA, verfügt aber über eine Eindringlichkeit, die den Stoff selbst einem der Kultur fremden Publikum mühelos näher bringt. Daneben fehlen auch witzige Einlagen und skurrile Einfälle nicht, welche die fantasievolle Handlung anreichern. "Spirited Away" ist ein begeisterndes Abenteuer, das die Zuschauer aller Alterstufen in seinen Bann zieht.

19.02.2021

4

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Kommentare

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Janins

vor 6 Jahren

Der trailer kann ich auch im youtube schauen ich dachte man kann hier den ganzen film schauen aber nein melde mich wieder ab ausser es funktioniert nur bei mir nicht


Movie_Maniac

vor 6 Jahren

Ein wunderschöner Zeichentrickfilm, der von zauberhaften und fantasievollen Bildern nur so überquillt.
Kaum ein anderer Film vereint so viele kreative Einfälle wie „Chihiro’s Reise ins Zauberland“. Manchmal bleibt dadurch aber auch die emotionale Bindung an die Figuren ein bisschen auf der Strecke, dies ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau. Einer der bekanntesten japanischen Animes und definitiv ein „must-see“.
9/10Mehr anzeigen


4dfx

vor 18 Jahren

Einer der sehr sehr wenigen Animes, die gut synchronisiert wurden. Leider sind die Synchros (in allen Sprachen) meistens schlecht, bis miserabel udn es empfiehlt sich das original (Jap.) mit entsprechendem Untertitel anzusehen.

Die Story ist toll, abwechslungsreich und rasant, die Charaktere originell und charmant. Die Zeichnungen bestechen durch schlichte, elegante Präzision.

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