Filmkritik
Freunde spielen Freunde
Ein Drehbuch über Freunde, geschrieben für Freunde: Jennifer Jason Leigh und Alan Cumming inszenieren sich als Ehepaar mit Problemen, das zur Feier des sechsten Hochzeitstags befreundete Paare, Singles und Frischgetrennte einlädt - alle gespielt von SchauspielerInnen aus dem Freundeskreis der Regisseure. Das Arrangement zeigt Wirkung: der Film erweckt den Eindruck, als ob bei seiner Entstehung viel Spass im Spiel war. - Das überträgt sich auf das Publikum; nur selten hat man das Gefühl, dass hier der Freundschaft zuliebe eine Szene etwas zu viel Raum erhält.
Sechs Jahre sind die amerikanische Schauspielerin Sally (Jennifer Jason Leigh) und der britische Schriftsteller Joe (Alan Cumming) verheiratet; eine Weile lebten sie getrennt, vor einigen Monaten ist Joe jedoch zu Sally zurückgekehrt. Als Vorbereitung auf das Fest zu ihrem Hochzeitstag versichern sich beide, es sei nun alles wieder gut, wirklich, wirklich gut. Das kann ja nicht gut kommen. Tatsächlich sind die Rahmenbedingungen problematisch: Er wird in Kürze mit der Verfilmung seines mehr oder weniger autobiografischen Buches beginnen; für die Hauptrolle ist jedoch nicht Sally vorgesehen, sondern der naive und etwas tolpatschige Jungstar Skye Davidson (Gwyneth Paltrow). Zu Sallys Missfallen lädt Joe Skye kurzfristig zur Party ein. Ebenfalls aus taktischen Gründen eingeladen sind Sallys Manager und seine Frau sowie das prozessierfreudige Nachbarsehepaar (Mina Badie und Denis O'Hare) - ein rotes Tuch für Joe. Sally hingegen freut sich nicht über die Anwesenheit von Joes langjähriger, erfolgverwöhnter Freundin Gina (Jennifer Beals).
Beziehungsformen
Immerhin gibt es einige gern gesehene Gäste: Sallys ältester, liebesbekümmerter Freund Levi (Michael Panes), das Schauspielerpaar Gold, gespielt vom Real-Life-Ehepaar Kevin Kline und Phoebe Cates, der Produzent Mac (John C. Reilly) und seine Frau Claire (Jane Adams). Die beiden Frauen haben Kinder, die eine hat sich entschieden, ihre Karriere fortzusetzen, die andere hat sie aufgegeben. Damit sind eine ganze Menge möglicher Beziehungsformen vertreten: Zu Tode gelaufene, funktionierende - mit viel und mit wenig Reibungsflächen, zu Ende gegangene, solche mit Kindern und solche ohne.
Keine Lösungen
Feiern, die auseinanderbrechen, sind kein neues Thema. Seinen Reiz bezieht es aus dem Gegensatz zwischen der Erwartung, es solle heiter und lustig zugehen, und dem Scherbenhaufen, der nach einer lustvollen Demontage der Fassaden bestehen bleibt. Davon lebt auch "The Anniversary Party" zum Teil. Die Stärke des Film allerdings liegt darin, dass er die andere Erwartung nicht erfüllt: Dass im Prozess der Demontage Erkenntnisse oder Läuterungsprozesse in Gang gesetzt werden. Am Schluss weiss man im Publikum zwar mehr über die Figuren, und sie wissen mehr über einander. Aber es hat sich für nichts eine Lösung abgezeichnet. Zuletzt ist alles so offen wie zu Beginn, rein gar nichts löst sich in Minne auf. Und gerade das macht den Film zu einem der stärkeren, die in Hollywood in letzter Zeit produziert wurden.
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