Die vier Federn Grossbritannien, USA 2002 – 125min.

Filmkritik

Romantische Helden braucht das Kino

Filmkritik: Nathalie Jancso

Ehre, Tapferkeit, Loyalität - grosse Worte, die in England um 1884 noch schwer wogen. Shekar Kapur, indischer Regisseur mit anglophilen Neigungen ("Elizabeth"), versucht sie mit dem Kriegs- und Liebesdrama "The Four Feathers" in gewaltigen Bildern und epischem Gestus in Szene zu setzen. Die Verfilmung von A. E. W. Masons Romanklassiker überzeugt aber nur teilweise.

Der junge Soldat Harry Feversham (Heath Ledger) übt den kriegerischen Ernstfall einstweilen noch auf dem Rugby-Feld hinter der Militärakademie. Viel lieber macht er jedoch seiner Verlobten, der schönen Ethne (Kate Hudson), den Hof. Als eines Tages sudanesische Rebellen im fernen Khartoum das britische Empire angreifen, soll er mit seinem Regiment in den Krieg ziehen. Harry, der eigentlich nur seinem Vater, einem General, zuliebe die Soldatenkarriere gewählt hat und von seiner Hochzeit mit Ethne träumt, quittiert den Dienst. Doch seine Entscheidung bringt ihn bei seinen Kameraden in Verruf: Vier Federn erhält er, eine davon von seiner geliebten Ethne, als Zeichen seiner Feigheit. Allein und isoliert grübelt Harry über seine Entscheidung nach, bis er hört, dass sein bester Freund Jack (Wes Bentley) mit seinem Regiment in der afrikanischen Wüste in arge Bedrängnis geraten ist. Er beschliesst, Jack auf eigene Faust zu Hilfe zu eilen.

Der Vergleich von "The Four Feathers" mit anderen epischen Wüstenfilmen wie "The English Patient" oder gar mit "Lawrence of Arabia" drängt sich auf. Und auf der schönen Oberfläche stimmt der Vergleich: Die gewaltigen Landschaften, die virtuos inszenierten Kampf- und Massenszenen, die heldenhaften Menschen in Gewissenskonflikten - alles ist da. Doch was dem Film für einen monumentalen Klassiker fehlt, ist der erzählerische Durchhaltewillen, die Kompaktheit, welche Erzählstränge, auch wenn sie an entgegengesetzten Enden der Welt spielen, stets miteinander verbindet und am Schluss ein abgerundetes Bild einer eigenen Welt ergeben. Kapur verliert sich nach der zügig inszenierten ersten Hälfte sozusagen in den Weiten der Wüste. Die Figur der Ethne, die anfangs das Handeln Harrys stark mitbestimmt und eine romantische Auflösung der Geschichte verheisst, vergisst man bald. Und der Film konfrontiert den Helden mit zunehmend absurderen Mutproben und stellt ihm mit Abou Fatma, gespielt von Djimon Hounsou ("The Gladiator"), einen Schutzengel zur Seite, der zu gut ist, um wahr zu sein. Eigentlich ist nämlich Abou Fatma ganz allein verantwortlich für den glimpflichen Ausgang von Harrys Abenteuer, doch am Ende verschwindet der wilde Krieger sang- und klanglos in der Wüste. Wohl um den Glanz des britischen Heldentums nicht zu trüben?

Harrys Entscheidung, nicht in die Schlacht zu ziehen, aus persönlichen Gründen, aber auch weil er das britische Engagement im Sudan nicht voll unterstützt, ist für uns, die wir wieder täglich mit neokolonialen Kriegsdrohungen konfrontiert werden, gut nachvollziehbar und überzeugend. Aber letztendlich ist er nicht etwa zu feige, für eine Grossmachtfantasie in den Krieg zu ziehen. Sondern er ist zu feige, sich den Konsequenzen seiner persönlichen Entscheidung zu stellen. Am Ende ist dem Ehrenkodex des 19. Jahrhunderts also wieder voll genüge getan und die grossen Worte von Tapferkeit und Loyalität haben ihre Bedeutung zurückgewonnen. Denn, eines ist klar, romantische, nicht skeptische Helden braucht der Film. Immerhin: Heath Ledger, der bereits mit seinem kurzen, aber intensiven Auftritt in "Monster's Ball" bewiesen hat, dass er mehr kann als Teenie-Pin-Up in "A Knight's Tale" Ritterrüstung sein, erwies sich als gute Wahl für den jugendlichen Helden. Er überzeugt selbst in den unglaubwürdigsten Situationen und man kann ihm getrost eine rosige Zukunft in Hollywood voraussagen. Den übrigen Hauptdarstellern, Wes Bentley ("American Beauty") als Jack und Kate Hudson ("Almost Famous") als Ethne, räumen Drehbuch und Regisseur leider viel zuwenig Platz ein, um ihr Talent zu beweisen.

10.11.2020

3

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Kommentare

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semi79

vor 13 Jahren

Ergreifend, bewegend, mit viel Pathos...


tuvock

vor 21 Jahren

Ein eigener Humor, ein eigener etwas langweiliger Patriotismus, nicht so wie die Amerikaner, die sogar stolz auf Hundes** vom Präsidenten sind, aber irgendwie diese langweiligen Bücher, und Gedichte, irgendwie wie eine sanfte wiedergeborene Hirnw* Lyrik die keiner haben will, so kommen mir die Engländer vor wenn man sie zu Papier bringen würde. Na egal, ich habe mich gefreut den Film zu sehen, hoffe er kommt bald als DVD raus, und dann sehe ich ihn mir noch mal an. Zuviel Hauptdarsteller, und zu viel Freund von Hauptdarsteller war im Bild und in der Geschichte. Kein Schimpf, kein Schande, kein Gossenreden, aber trotzdem recht spannend gemacht.

Ein Film auf alle Fälle für schutzbedürftige Mädchen zu empfehlen, und Frauen die gerade erwachsen werden und ihren 14. Geburtstag feiern, ein Film für Englandstudenten und Geschichtsforscher.

Auf alle Fälle

80 von 100Mehr anzeigen


tuvock

vor 21 Jahren

Man fühlt sich von Anfang an kolossal monumental versetzt in die 60 er Jahre, die goldene Zeit der Briten, die keinen Vibrator sondern einen Teelöffel, und anstatt Tampons lieber Teebeutel nehmen. Ich saß die ganze Zeit mit meiner vor Freude geschockten Freundin in einem sehr großen Kino und genoss sichtlich die Freude daran das sie an dem Film Gefallen findet, da ich sicher sein konnte nach dem Kinoereignis mal nicht geschlagen zu werden wegen einer blöden Story. Sehr gut hat Ledger gespielt, den man ja schon aus einigen Jugendlichen Monumentalabteilungen kannte, da er ein sehr passendes altenglisches Gesicht hat, das einem dazu verleitet in ihm den Reiseveranstalter von Neckermann Abteilung Abenteuer im Oman zu sehen. Natürlich ist die Geschichte nicht ohne Pathos, und ein bisschen nervt das ganze schon, das sich die Briten wegen so einem Käse aufregen, nur weil einer dann ausbricht wenn’s brenzlig wird. Das ganze ist auch irgendwie die Nebengeschichte zu „ Khartum „ die älteren Leuten in Gedächtnis noch haben werden, oder jene Sudanreisenden die sich ein bisschen der Kultur der Britischen Empire wo bist du Geschichte hingeben möchte und dabei einen Dschungel an altmodischer sandiger Geschichte erleben möchten.
Einen gewissen Reiz hat der ganze Film meiner Meinung nach erst dann als die Location in den Sudan gewechselt ist, und die hyperkomplizierten Englischen übertriebenen Militärschulkreise verlassen wurden.
Warum sich die so aufregen über jeden S* die Briten ist mir ein Rätsel. Damals war es halt noch anders als heute, da haben die Leute einen Genierer gehabt im Gegensatz zur heute verdorbenen Jugend. Aber zurück zum Film. Die Kamera, die Lichteffekte, die Schauspieler, alles ist irgendwie sehr überaus nett, und wirklich gut gespielt, aber irgendwie habe ich das Gefühl von übermäßiger Spannung und Monumentalität etwas vermisst. Das ganze ist ein opulenter Roman gewesen, die Verfilmung auch, die Geschichte um eine Art Waterloo Nr. 2 aus dem Jahre 1883 ist auch ganz nett, aber es fehlt irgendwie die Menschliche Spannung. Sehr gut muß ich sagen hat Djimon hineingepasst, der ein wirklich gutes Gesicht hat, und dank seiner dreckigen Sandigen Hautfarbe, wie ein richtiger Killerwikinger am Kriegsfreundschaftspfad aussieht. So einen Freund hätten viele Mädchen gerne. Bilder und Schlachtszenen sind gut gewählt und gemacht, aber der ganze Film kommt etwas langsam in Fahrt und Schwung. Was mir irgendwie abging ist die Spannung, dann die Lebenseinstellungen der Sudanesen, der von den Mahdianhängern, und das ganze ist eine recht uninteressante Geschichte, wenn man nicht Teetopf selber ist und jeden Tag zu Mutter Königin betet.
Irgendwie sind die Teetasse da oben auf der Insel schon eine eigene Nation.Mehr anzeigen


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