Filmkritik
Til Schweiger lässt es tüchtig brennen.
Was tun, wenn's brennt: Es brennen lassen! Til Schweiger als gealterter Hausbesetzer in einer Komödie über Freundschaft, Liebe, Geborgenheit, Verrat und ein bisschen Anarchie. Der Kaufhof gehört schliesslich allen!
Es ist 13 Jahre her. Damals wurde die letzte selbstgebastelte Bombe in einer leer stehenden Villa in Grunewald installiert. Doch erst heute fliegt das Haus in die Luft. Kommissar Manowsky (Klaus Löwitsch) erkennt sofort, dass es sich beim Sprengsatz ohne Zweifel um ein Relikt der Hausbesetzer-Szene der 80er-Jahre handeln muss. Schnell wird ein Sonderkommando in die Machnowstrasse geschickt. Dort leben Tim (Til Schweiger) und Hotte (Martin Feifel) noch immer in jenem Haus, welches sie vor Jahren besetzt haben. Ein paar Dutzend Super-8-Filme werden bei der Razzia konfisziert. Einer dieser Filme zeigt, wie sechs Freunde gemütlich beisammen sitzen und eine Bombe basteln. Dieses brisante Beweisstück wird in der Polizeikaserne in Charlottenburg gelagert, wo es auf seine Auswertung wartet. Tim und Hotte sehen nun keinen anderen Ausweg, als ihr früheres Sextett wieder zusammenzutrommeln und es noch einmal tüchtig brennen zu lassen – in der Kaserne. Doch die beiden müssen erkennen, dass sich Berlin ausserhalb der Machnowstrasse gewandelt hat. Maik (Sebastian Blomberg) hat eine Kehrtwendung vom Anarchisten zum Kapitalisten vollzogen. Er leitet heute erfolgreich eine Werbeagentur und bekennt sich offen zu seiner Liebe zu Bill Gates. Nele (Nadja Uhl), die allein erziehende Mutter, wünscht sich bloss noch in ihrem Kinderhort eine Bombenstimmung. Terror (Matthias Matschke) versucht heute als designierter Staatsanwalt in der Gesellschaft für Recht und Ordnung zu schauen und tut seinem Namen auch keine Ehre mehr. Und Flo (Doris Schretzmayer) schliesslich hat nur bis Freitag Zeit.
Der Erfolg von "Anatomie" steigerte das Selbstvertrauen der eher kleinen Produktionsfirma "Claussen + Wöbke". Zusammen mit der Deutschen "Columbia Pictures" wagte man sich nun an ein grösseres Projekt heran, an dem man sich leicht hätte die Finger verbrennen können. Dann wäre der Filmtitel auch zur Schicksalsfrage von "Claussen + Wöbke" geworden. Soweit kommt es wohl nicht. Denn mit Til Schweiger und Klaus Löwitsch konnte man Aushängeschilder und Magneten des deutschen Kinos verpflichten. Für Regisseur Gregor Schnitzler dagegen bedeutet der Film Neuland. Zum ersten Mal realisiert er eine grosse Filmproduktion.
"“Was tun wenn's brennt“ ist eine Geschichte, wie sie berlinerischer nicht sein könnte", stellt die Produzentin fest. Nirgendwo waren die Hausbesetzer aktiver als in der deutschen Hauptstadt. Der Film will die Vergangenheit wieder zur konkreten Gegenwart machen, ohne dass man sich langweilige "Weisst du noch?"-Geschichten anhören muss. Die Handlung wird zügig vorangetrieben und ist mit einiger Komik unterlegt. Der Film unterhält dann auch ganz gut. Wobei Til Schweiger und Co. gerade so gut Katzen in Zürich stehlen könnten, statt Villen in Berlin zu besetzen. Bloss der Hintergrund macht die Geschichte typisch berlinerisch, nicht aber die eigentliche Story. Und Mercedes-Sterne kann man auch in Bümplitz abreissen. Doch das ist nicht wichtig, Sponti-Vergangenheit hin oder her, das Jetzt zählt und darin ist der Film einfach gute Unterhaltung. Man hätte vielleicht mehr daraus machen können, doch dann wäre vermutlich die breite Masse zu Hause geblieben. Man hat erreicht, was man wollte: Einen Film für einen gemütlichen Feierabend.
Dein Film-Rating
Kommentare
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 16 Jahren
"Was tun, wenn's brennt? " ist einer der besten Filme die ich je gesehen habe. Ich kann ihn immer wieder kucken, ohne dass es mir langweilig würde!
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung