Filmkritik
Charmante Fingerübung
"Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs 2" könnte man den ersten Langfilm des spanischen Drehbuch- und Regie-Duos Inés París und Daniela Fejerman auch nennen. Zwei Schauspielerinnen aus Filmen von Almodóvar wirken in dieser Komödie ebenfalls mit. Das Tempo des Vorbilds wird aber trotz ihrer Hilfe nicht erreicht, obwohl das teilweise überdrehte Spielen diese Absicht erkennen lässt.
Als Alicia verbrachte die bildhübsche Leonor Watling "Hable con ella" im Koma. Als Elvira kämpft sie nun gegen ihre psychischen Handicaps und die unwahrscheinlichen Stolpersteine des Geschehens, die bei Komödien Pflicht sind. Die Eltern sind geschieden; folglich feiert die Mutter (Rosa María Sardà) ihren Geburtstag mir ihren drei erwachsenen Töchtern ohne Ehemann - und sogar ganz ohne Mann, denn ihre neue Liebe ist nicht nur um einiges jünger sondern auch eine Frau und dazu noch eine Tschechin, die nicht einmal richtig Spanisch spricht.
Die Ausgangslage ähnelt also "101 Reikjavik", und die Entwicklung Elviras vom tolpatschigen Beziehungsunsicherheitsfaktor zur ernst zu nehmenden Partnerin weist Parallelen auf. Im Gegensatz zum vermeintlich rückständigen Island sprengt das Coming-Out der Mutter reifen Alters im erzkatholischen Spanien das labile soziale Beziehungsgefüge. So sind die guten Vorsätze der Schwestern aus dem Geist der Toleranz bald vergessen, und sie beschliessen alles daranzusetzen, die Liebhaberin ihrer Mutter loszuwerden.
Dieser Stoff wäre auch für ein Drama geeignet, dient allerdings nur als Vorwand, viele für Komödien typische Ulkszenen aneinanderzureihen. Dabei werden die Witze mit dem unvollkommenen Spanisch der Tschechin durch die unfreiwillige Komik grober Deutschfehler in den Untertiteln bei anderen Szenen kontrapunktiert - lachen kann man über beides, falls einen nicht der wenig originelle Verlauf der Handlung stört. So lebt der Film vor allem vom Charme der SchauspielerInnen, denn neben den fünf Frauen im Zentrum sind die männlichen Exemplare, von den beiden überzeichneten Ekeln, Elviras Arbeitgeber und Psychologe, einmal abgesehen, wahre Charmebolzen - allen voran ein spanischer "Harrison Ford" in der Rolle als Elviras unerreichbarer Liebhaber.
Überhaupt erinnert die Konstruktion stark an einschlägige Hollywood-Komödien, wobei die in Personalunion verantwortlichen Damen einige Ideen aus weiblich praktischer Sicht einbringen, die zu lustigen Variationen altbekannter Szenen führen. Da überrascht es nicht, dass am Miami Latin Filmfestival im Jahre 2002 der Publikumspreis und derjenige für die beste Schauspielerin (Leonor Watling) heraussprangen.
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