Kick It like Beckham Deutschland, Grossbritannien, USA 2002 – 112min.

Filmkritik

Gegen Traditionen ankicken

Filmkritik: Senta van de Weetering

Ein Traum von unzähligen Teenagern: "Bend it like Beckham" - Kicken wie Beckham. Die meisten der Träumenden sind männlichen Geschlechts. Nicht so Jess und Jules. Die Freundinnen verbringen ihre Freizeit jedoch nicht (nur) mit Phantasieren, sondern mit handfestem Fussballtraining. Für Jess allerdings gestaltet sich das schwierig: Ihre traditionsbewussten Eltern haben anderes mit ihr vor, als sie mit nackten Beinen einem Ball nachrennen zu lassen. Ein weiteres Feel-Good-Movie aus Grossbritannien.

Jess (Parminder Nagra) schreibt nicht Tagebuch, sondern erzählt ihre intimsten Gedanken und Gefühle dem Poster von David Beckham, das über ihrem Bett hängt. Der Kapitän der englischen Fussballmannschaft ist ihr grosser Schwarm und ihr Vorbild, auch wenn sie Fussball fürs erste nur im Park mit ihren Freunden spielt. Das ändert sich, als Jules (Keira Knightley) sie beobachtet und für ihre Frauenmannschaft anheuert. Jess weiss, dass damit ein Kulturcrash vorprogrammiert ist und verschweigt vorausschauend ihren Eltern die neue Beschäftigung.

Die Heimlichtuerei kann sie allerdings nicht lange durchhalten, und es kommt zum Eklat, oder genauer zu einer ganzen Serie von Eklats. Glaubt man der Filmwelt, so heiratet in indischen Familien ständig jemand, und so ist es dann auch bei "Bend it like Beckham" nicht anders. Hier ist es die Schwester, für die mit der Vermählung ein Traum in Erfüllung geht, der jedoch durch Jess' Fussball-Leidenschaft gefährdet wird.

Während des Vorspanns sehen wir die Übertragung eines Fussballspiels der englischen Nationalmannschaft. Die Gesichter sind vertraut, der Kommentator jubelt, wie üblich, David Beckham zu, und geht dann zur neuen Hoffnung für den englischen Fussball über: Die junge Jess Bhamra. Man ahnt schon: Hier wird kräftig geträumt. Der Traum verwandelt sich jedoch auf dem Bildschirm in einen Albtraum, als in der Pause über das Spiel und wiederum über die Hoffnungsträgerin des britischen Fussballs gefachsimpelt wird. Ins Studio geladen ist nämlich die Mutter der Gerühmten, und diese äussert sich hoch entrüstet ob des Tuns ihrer Tochter.

Nach diesem Auftakt erhofft man filmisch mehr als die gradlinig erzählte Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau. Diese Hoffnung allerdings wird enttäuscht: Der Elan des Anfangs geht über lange Strecken verloren und taucht erst am Schluss wieder auf. Und trotz Beizug eines Frauen-Fussballteams wirken auch die Fussball-Szenen, als könnte Regisseurin Gurinder Chadha mit diesem Sport nicht allzu viel anfangen. Worauf sie sich jedoch zweifellos versteht, das sind die Schwierigkeiten derer, die zwischen zwei Kulturen leben.

Bereits mit "Bhaji on the Beach" hat sie unter Beweis gestellt, mit wie viel Feingefühl sie der Situation von in England lebenden Indern Komik abgewinnen kann. Mit "Bend it like Beckham" erzählt sie eine Geschichte mit vielen Turbulenzen und Nebensträngen und stellt gemeinsam mit Drehbuchautor Paul Mayeda Berges erneut ihr gutes Gespür für die emotionalen Verwirrungen zwischen zwei Welten unter Beweis. So reagiert in einer wunderbaren Szene Jess, die sich mit ihrer heimlichen Fussballerei längst nicht mehr indischen Normen konform verhält, zunächst irritiert auf die Eröffnung eines Freundes, dass er schwul sei: "Aber du bist doch Inder!"

10.11.2020

3

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Kommentare

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mamama

vor 17 Jahren

sehr guter jugend- aber auch erwachsener film, und sehr gut gespielt. Alle schauspieler zeigen ihre gefühle so aus, vor allem der fussballtrainer. Ein riesiges lob an die indische darstellerin. Auch die indische musik überzeugt einen!!!


zinowia

vor 18 Jahren

köstlich unterhaltsamer film! girlie-power pur;)!


harley7

vor 20 Jahren

No guat gmacht.


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