Filmkritik
Kalorienbombe ohne Eigengeschmack
Eine Hand voll Liebe, eine Prise Zwist, eine Unze Leid und darüber viel Romantik: Die Hollywoodschen Erfolgs-Zutaten werden in"Divine Secrets of the Ya Ya Sisterhood" in einen Mutter-Tochter-Brei gerührt und als herzzerreissendes Kindheitsdrama luftig aufgebacken. Und Chefköchin Sandra Bullock ist dafür zuständig, dass nichts anbrennt.
Ihre Liste ist beeindruckend. Und lang. Hier deshalb nur ein Auszug aus der jüngsten Vergangenheit: 1998 "Practical Magic", 1999 "Forces of Nature", 2000 "28 Days", 2001 nahm sie eine generelle Auszeit von der Filmerei. Und nun "Divine Secrets of the Ya-Ya Sisterhood": Kaum ein Jahr, in dem Sandra Bullock nicht in die Rolle einer leidgeprüften, aber dennoch romantisch veranlagten jungen Frau schlüpft, die auf der hindernisreichen Suche nach Liebe auch sich selbst ein wenig besser kennen lernt. Und - ganz wichtig - deren Lebensträume am Ende auch in Erfüllung gehen.
Sandra Bullock spielt diesmal die Theaterautorin Sidda Lee Walker, die weit weg von zu Hause grosse Erfolge in Beruf und Liebe feiert, aber deren bereits arg vorbelastete Beziehung zu ihrer Mutter Vivi (Ellen Burstyn) vor dem endgültigen Aus steht. Eine menschliche Tragödie dieser Grössenordnung können und wollen drei betagte Freundinnen von Vivi indes unter keinen Umständen hinnehmen. Die drei Ladies und Vivi gründeten in ihrer Kindheit den "Ya-Ya Sisterhood", eine Art Frauenclique, die sich ewiger Treue und Freundschaft verschworen hat. Ohne Vivi davon in Kenntnis zu setzten, kidnappen die Ya-Ya Schwestern Sidda, halten sie gefangen und sind festen Willens, sie nicht eher gehen zu lassen, als sie vollumfänglich über die schwierige Kindheit ihrer trunksüchtigen Mutter im Bilde ist. Sidda erfährt über ihre Mutter auf diesem Weg nicht nur Dinge, die sie bislang nur erahnen konnte, sie lernt auch vieles über sich selbst.
Das massgeschnittene Filmvehikel, in dem die Bullock satte 112 Minuten herumfuhrwerkt, ist in einer Welt voller traumatischer Kindheitserinnerungen und verpasster Chancen angesiedelt. Die Rückblenden auf das Leben der Mutter sind sogar erstaunlich stimmig und ungeschminkt. Aber am Ende dienen sie doch nur als Vorwand, um zu vermeintlich positiv besetzten Werten wie unbedingter Vergebung, erfüllter Liebe und beruflicher Selbstverwirklichung durchzudringen. Was über weite Strecken recht sorgsam zusammengestellt, abgemessen, beigefügt und schonend zubereitet wurde, wird zu oft mit Backpulver aufgedröhnt und im Finish bis in die kleinste Ritze mit Zuckerguss zugekleistert. So wird nach vollendeter Backzeit aus den ordentlichen Zutaten ein überdimensioniertes Monstrum. Was Fastfood für den Magen, ist damit "Divine Secrets of the Ya-Ya Sisterhood" für den Kopf: Eine Kalorienbombe ohne Eigengeschmack. Damit sie allen schmeckt.
Dein Film-Rating
Kommentare
Der schlechteste Film, den ich bisher gesehen habe. So langweilig und dämlich.
Dies ist die Geschichte einer problematischen Mutter-Tochterbeziehung à l'Americaine. Die Time-Journalistin Saddalee (Sandra Bullock) schreibt sich ihre Geschichte über ihre miserable Kindheit und über ihre misshandelnde Rabenmutter vom Leib und macht sich so natürlich ihre eigene Mutter zur grössten Feindin. Doch die Freundinnen (the ya-ya sisters) ihrer Mutter haben sich schon einen Plan ausgedacht, um die beiden Streithennen wieder zu versöhnen und "entführen" kurzerhand Saddalee von New York in die Heimat ihrer Mutter, wo sie ihr allmählich die "divine secrets" ihrer Mutter preisgeben . . .
Eine schöne, unterhaltsame, teils witzige und teils dramatische Geschichte, die auf einen Amerikanischen Bestseller basiert. Teils etwas moralisch hochstilisiert, aber dennoch empfehlenswert.… Mehr anzeigen
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