Huit femmes Frankreich 2002 – 103min.

Filmkritik

Frauen im Schnee

Filmkritik: Philippe Blumenthal

Die Besetzungsliste zu François Ozons schwarzem Komödien-Krimi "Huit femmes" liest sich wie ein "Who Is Who" des französischen Films: Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, alle sind sie mit von der Partie in diesem vergnüglich kurzweiligen "Wer-ist-der-Mörder?"-Spiel.

Die Idylle und Wiedersehensfreude des friedlichen Familienfestes auf einem gutbürgerlichen, tief verschneiten Landsitz im Frankreich der 50er Jahre wird jäh unterbrochen: Der Vater, Ehemann, Schwiegersohn - der Patriarch der Familie - wird am Morgen erstochen in seinem Bett aufgefunden. Es kann nur eine der acht Frauen gewesen sein, die sich zum Fest trafen. Doch welche? Jede hätte ein Motiv, alle haben sie ihre Geheimnisse. Vielleicht war es seine einflussreiche Frau oder doch die kleinliche Schwiegermutter? Möglicherweise aber das entzückende Hausmädchen oder etwa gar die pflichtbewusste Haushälterin? Könnte es nicht die ständig nörgelnde Schwägerin, eine alte Jungfer, gewesen sein oder sogar eine der beiden harmlosen Töchter? Verführung und Verrat, Rivalität und Hysterie nehmen ihren Lauf, als überraschend die Schwester des Opfers auftaucht.

Die Idee zu einem ausschliesslich von weiblichen Darstellern getragenen Film kam Regisseur Ozon ("Sous le sable", "Sitcom") als er George Cukors "The Women" sah. Weil die Rechte zu diesem auf einem Theaterstück basierenden Film bereits vergeben waren (an Meg Ryan und Julia Roberts!), stellte er sein Projekt einer französischen Version erstmals zurück. Eher durch Zufall stiess er auf "Huit femmes", ein Stück von Robert Thomas, das ihm für sein feminines Filmprojekt geeignet schien und verpasste der Geschichte einen Touch Intrigen à la Agatha Christie, viel Humor und vertiefte die Charaktere. Wie das oft bei der berühmten englischen Krimiautorin der Fall ist, gewinnt auch "Huit femmes" dadurch an Spannung, dass sich die Handlung in einem räumlich begrenzten, von der Umwelt abgeschnittenen Ort abspielt und sich die Mörderin unter den Anwesenden aufhält. Hinzu kommt die Auswahl grossartiger Mimen vom Schlage einer Deneuve oder Béart, aber auch die hervorragende Ludivine Sagnier als jüngste Tochter, deren tragende Leistung für den Film äusserst wichtig ist, kann begeistern. Abrupte, überraschende Wendungen der Story tragen ebenso zur Unterhaltsamkeit bei wie die Chansons, vorgetragen von den Protagonistinnen und arrangiert im Stil der 50er Jahre, die jeder Figur erlauben, ihre innere Psyche vorzutragen. Ozon gelingt dies in einem gleichzeitig witzigen und bewegenden Masse, dankenswerterweise ohne dabei in penetrante Musical-Einöden zu schlittern.

"Huit femmes" bleibt also auch trotz der musikalischen Einlagen ein erfrischendes, kammerspielartiges Krimivergnügen, das uns auf ironische Weise Familienprobleme und Streitereien vorführt, wie wir sie alle selber schon auf die ein oder andere Art erlebt haben dürften.

20.03.2013

4

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Kommentare

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movie world filip

vor 13 Jahren

ozon, der französische hoffnung... nach dieser film mit starke deneuve macht er auch noch swimming pool... starke leistungen


oktopus

vor 21 Jahren

Habe irgendwie den Ironie nicht verstanden!


tstoller

vor 22 Jahren

Unpassende aber witzige Musikeinlagen.


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