The Importance Of Being Earnest Frankreich, Grossbritannien, USA 2002 – 100min.
Filmkritik
The Importance Of Being Earnest
Oscar Wilde's wunderbare Komödie "The Importance Of Being Earnest" zelebriert das Spiel um falsche Identitäten, ist dabei aber nicht viel mehr als eine brillante Oberfläche, auf der der Autor seinen Wortwitz voll entfalten konnte. Oliver Parker, der bereits Wildes "An Ideal Husband" erfolgreich verfilmte, versucht nun dieses Vergnügen mit toller Besetzung auch auf die Leinwand zu bannen - was ihm leider nur bedingt gelingt.
Jack Worthing (Colin Firth), als Findelkind im Bahnhof Victoria Station gefunden, hat von seinem Adoptivvater einen wunderbaren Landsitz geerbt. Um in London aber unbeschwert dem Bohemian-Leben frönen und seine Geliebte Gwendolyn (Frances O'Connor) besuchen zu können, erfindet er kurzerhand einen kleinen Bruder, genannt Ernest, den er regelmässig besuchen muss und in dessen Haut er jeweils in der Metropole schlüpft. Algy Moncrieff (Rupert Everett), Jacks Freund, ist der klassische Londoner Gentleman des ausgehenden 19. Jahrhunderts: Gesegnet mit charmanten Umgangsformen, aber ohne das geringste Geschick, sein Vermögen beisammen zu halten. Um seinen Gläubigern zu entgehen, erfindet er einen schwer kranken Freund auf dem Land, den er regelmässig besuchen muss.
Als Algy eines Tages unerwartet auf Jacks Landsitz auftaucht, sich als dessen Bruder Ernest ausgibt und Jacks Mündel Cecily (Reese Witherspoon) bezirzt, ist die Verwirrung perfekt: Denn Gwendolyn und Cecily lieben plötzlich beide Ernest! Und Ernest ist in beiden Fällen nicht der Mann, für den er sich ausgibt. Und auch die imposante Lady Bracknell (Judi Dench), die Mutter von Gwendolyn, ist ganz und gar nicht damit einverstanden, dass ihre Tochter einen Mann heiraten will, der in einer Tasche am Bahnhof geboren wurde - ganz egal, ob er nun Ernest heisst oder nicht...
Perfekt besetzt mit Rupert Everett ("My Best Friend's Wedding") ist die Figur des Algy sicher eines der grossen Vergnügen des Films, auch wenn der Schauspieler immer wieder nur knapp am allzu manieriertem Spiel vorbei schrammt. Colin Firth ("Bridget Jones's Diary" ) gibt erneut den durch und durch typischen Briten, und man wünscht sich mehr als einmal etwas mehr ironisches Augenzwinkern und weniger Steifheit. Das Damen-Trio dagegen ist hinreissend, ebenso wie die Nebenfiguren, gespielt von Tom Wilkinson ("In The Bedroom") und Anna Massey ("Haunted").
Doch trotz all der herrlichen Wilde'schen Figuren, Verwirrspiele und Wortgefechte hebt der Film nie wirklich ab. Schuld daran ist Parkers (Über-)Inszenierung. Die Dynamik der Dialoge geht durch viele unnötige Ortswechsel, Aussenszenen, anachronistische Traumsequenzen und überladene Settings verloren. Die Chemie zwischen den Figuren beginnt dadurch nie wirklich zu spielen, und die ohnehin sehr luftig-leere Handlung verliert ohne das perfekte Timing jeden Reiz. Man wünscht sich zurück ins Haus von Sir Robert Chiltern (Jeremy Northam), wo Julianne Moore, Cate Blanchett und Rupert Everett in "An Ideal Husband" auf engem Raum ihr gewitztes Spiel mit Wilde trieben.
Dein Film-Rating
Kommentare
Herrlich komisch und äusserst unterhaltsam!! Ein Film, den man sich immer wieder ansehen kann..: -)
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