Ein Kater macht Theater USA 2003 – 82min.

Filmkritik

Samtpfoten auf Speed

Bruno Amstutz
Filmkritik: Bruno Amstutz

Nach dem "Grinch" hält jetzt auch Dr. Seuss' "Cat in the Hat" für eine Realverfilmung hin. Geboten wird eine Überdosis an Kitsch, Farbenpracht und Hyperaktivität.

Die pädagogischen Kinderbücher von Theodor S. Geisel alias Dr. Seuss gehören in den USA zum geistigen Inventar wie hierzulande etwa die Globi-Geschichten. In Hollywood scheint nun eine geheime Übereinkunft zu herrschen, dass die schlichten Zeichnungen von Dr. Seuss im Kino zur Weltmeisterschaft in Maskenbildnerei und Kulissengestaltung aufgeplustert werden müssen. Vor vier Jahren amtete Jim Carrey in "How the Grinch Stole Christmas" als grimassierender, griesgrämiger grüner Weihnachtshasser. Jetzt liefern Produzent Brian Grazer und das Grinch-Drehbuchteam Nachschlag mit "The Cat in the Hat".

Die Rezeptur ist ähnlich wie beim Grinch: Man nehme einen bekannten Komiker und stecke ihn in ein Kostüm mit so viel Kunstpelz und Kriegsbemalung, dass man den Komiker nicht mehr erkennt. Diesmal soll angeblich Mike Myers ("Austin Powers") unter dem Fell der Hauptfigur stecken. Könnte aber gerade so gut der Beleuchter sein.

Worum gehts? Sally (Dakota Fanning) und Conrad (Spencer Breslin) sind zwei Kinder mit recht einseitigen Verhaltensmustern: Conrad muss jede Regel brechen, Sally ist eine zwanghafte Regelbefolgerin. Was die Mutter (Kelly Preston) zur Verzweiflung treibt und ihren Verehrer, den schmierigen Nachbar Quinn (Alec Baldwin), hoffen lässt, dass Conrad bald in der Militärschule landet und er selbst einziehen kann.

An einem regnerischen Tag sorgt plötzlich ein Riesenkater mit rot-weiss gestreiftem Hut für Ausgleich. Ständig debil grinsend und Weisheiten reimend, macht er der Jungmannschaft in einer Zerstörungs- und Wiederaufbauaktion klar, dass Spass sein muss, aber in geordneten Bahnen. So weit die pädagogische Botschaft.

Die Katze trägt ihre Lebensweisheit mit einer solchen Hysterie vor, dass einem bald hören und sehen vergeht. Die Kulissen tragen ihrerseits zur Reizüberflutung bei - die Palette reicht von liebenswürdig schräg und kitschig gestalteten Dekors bis zum computergenerierten LSD-Trip. Bei Regisseur Bo Welchs Vergangenheit als Produktions-Designer für Filme wie "Edward Scissorhands" oder "Men In Black" kann man seine Vorliebe für Üppigkeit in der Gestaltung verstehen. Bleibt die Frage, ob er in erster Linie sein eigenes Vergnügen im Sinn hatte oder das seines kindlichen Zielpublikums. Wenn in diesen überbordenden Kulissen ein hyperaktiver Monsterkater und seine seltsamen Helferlein auf Speed herumturnen, wünscht man sich bald, jemand hätte Welch rechtzeitig einen Schuss Ritalin in den Kaffee spendiert.

27.10.2020

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