Das Geheimnis der Frösche Frankreich 2003 – 90min.
Filmkritik
Animal Farm auf der Arche Noah
Die Geschichte von der Sintflut lässt wohl nicht nur Kinder und Jugendliche erschauern. Immer wieder legen archäologische Indizien nahe, dass in diesem Mythos ein realer Kern steckt. Wie könnte man dieser Geschichte einen zeitgemässen Anstrich verpassen, könnte sich Jacques-Rémy Girerd gefragt haben. Das Resultat in Trickfilmform kann sich sehen und hören lassen.
Nach einer kurzen Rahmenhandlung landen rund 32 Zootiere und zwei menschliche Paare auf einer Art Arche Noah, die ziel- und zeitlos über das scheinbar endlose Meer treibt, welches nach einem Dauerregen das Festland überflutet hat. 28 Tonnen Kartoffeln sind glücklicherweise ebenfalls an Bord und sollen die Ernährung sicherstellen. Wie das funktioniert, wenn Pflanzenfresser und Raubtiere auf engstem Raum zusammenleben müssen, kann auch dieser Film nicht ganz erklären, aber ihmmerhin drückt er sich nicht um die Frage, sondern gewinnt daraus manche Pointe und einen Handlungsstrang, der an George Orwells "Animal Farm" denken lässt.
Erfreulicherweise können Mensch und Tier miteinander reden, was aber nicht nur Vorteile mit sich bringt, denn so können Gespräche belauscht werden, woraus ein weiterer Handlungsstrang geknüpft wird: Eine Verschwörungsgeschichte, die die Dramatik erhöhen soll. Darin kommen auch die beiden befreundeten 10-jährigen - ein Mädchen und ein Junge - prominent zum Zuge und liefern die Identifikationsmöglichkeit für das junge Publikum. Auch wenn der Adoptivgrossvater die wichtigste Rolle spielt: Die Emanzipation ist an den Drehbuchschreibern nicht spurlos vorübergegangen. Das Mädchen spielt also eine aktive Rolle, ohne gleich eine Schwester von Pippi Langstrumpf zu werden.
Vielleicht will der Film ein bisschen zuviel: Sowohl Kinder mit einer archaischen, universellen Geschichte ansprechen, die auch noch Moral vermitteln soll, als auch Erwachsene mit Anspielungen aufs europäische Kulturgut. Die Juroren von Festivals waren offensichtlich nicht dieser Meinung und verliehen zahlreiche Preise.
Der Zeichenstil orientiert sich an Kinderbüchern und ist seemeilenweit von Disney entfernt. Trotz seiner prinzipiellen Einfachheit werden diverse visuelle Leckerbissen serviert, wie beispielsweise die durchaus abartige Schwimmtechnik eines Krokodilschwarms. Und eine Schildkröte ohne Panzer sieht man auch nicht alle Tage.
Überraschend die ungewöhnlich gute und alles andere als banale Musik, die ebenfalls keine Ähnlichkeit mit den tödlich nervenden Trivialitäten US-amerikanischer Produktionen aufweist. Für die deutschen Synchronstimmen wurden bekannte SchauspielerInnen verpflichtet: Nina Hagen beispielsweise leiht der Schildkröte ihre Stimme.
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