Die Versuchung des Padre Amaro Argentinien, Frankreich, Mexiko, Spanien 2002 – 118min.
Filmkritik
Die neue Dreifaltigkeit: Kirche, Drogen, Guerilleros
Wie aus einem Labor für Menschen wirkt die Versuchsanordnung im ländlichen Mexiko: Ein ambitionierter Priester trifft auf einen geilen Altpfarrer und seine ebensolche Haushälterin, ihre glaubensselige Tochter, deren atheistischen Freund, einen geldgierigen Drogenbaron und den machthungrigen Bürgermeister. Die Konstellation bietet viel Zunder, der auch gehörig abgebrannt wird.
Endlich ist er in dem Provinzstädtchen angekommen, der junge Priester Amaro, gespielt vom neuen Star des argentinischen Kinos Gael García Bernal, der in "Amores perros" und "Y tu mamá también" bereits zwei gegensätzliche Rollen verkörperte und nun eine dritte Herausforderung angenommen hat. Der Bischof hat seinen Lieblingsschüler Amaro bewusst in dieses Kaff mit seinem umstrittenen Pfarrer (Sancho Gracia) geschickt, damit er nach dem Priesterseminar Lebenserfahrung beim Lösen praktischer Probleme sammle.
Aber niemand traut dem Milchgesicht zu, dass er dem mit allen Wassern gewaschenen Schlitzohr das Selbige auch reichen könne. Der Pfarrer hat sich nämlich längst arrangiert und verkehrt mit den örtlichen Machthabern, dem Bürgermeister und einem Drogenbaron, zum finanziellen Profit seiner Gemeindekasse, sowie mit seiner Haushälterin (Angélica Aragón) zum eigenen libidinösen Nutzen.
Als hätte der unerfahrene Amaro mit dem Ausmisten dieses Augiasstalles nicht schon genug zu tun, gerät er wegen Amalia (Ana Claudia Talancón), der bildhübschen und naiv gläubigen Tochter der Haushälterin, sowie durch einen Befreiungstheologen in Gewissensnöte. Es wäre ein wahres Wunder, wenn der Grünschnabel im Kräftedreieck von Geld, Macht und Fleischeslust nicht zerrieben würde.
Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Roman des portugiesischen Schriftstellers Eça de Queiroz aus dem Jahr 1875 . Der Transfer in das heutige Mexiko ist Drehbuchautor Vincente Leñero und Regisseur Carlos Carrera nicht schwer gefallen. Was damals der mangelnden allgemeinen Aufklärung geschuldet ist, trifft man heutzutage vorwiegend in rückständigen ländlichen Gebieten an: Machtmissbrauch durch Repräsentanten der katholischen Kirche gegenüber Ungebildeten und Abhängigen.
Die Regie im Stil des klassischen Erzählkinos überzeugt durch gute Schauspielführung, kompaktes Umsetzen der Handlung und eine Reihe guter Bildideen, die sich organisch aus dem Stoff ergeben: beispielsweise die Sicht auf ein Kreuz und einen Kirchturm, wobei das Größenverhältniss völlig verzerrt ist. Auch wenn einzelne Figuren oder Episoden ein wenig konstruiert wirken und manch eine Wendung absehbar ist, so gelingt doch eine dichte Schilderung der gravierenden Probleme, die beim Aufeinandertreffen einer absurden Ideologie wie dem Christentum mit denkenden, fühlenden und getriebenen Menschen entstehen.
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Kommentare
Da hat es wieder einmal jemand geschafft beim Verfassen einer 'normalen' Filmkritik über den Gartenzaun zu spucken. Das Christentum als absurd zu bezeichnen, bedeutet die Botschaft von Christus nicht verstanden zu haben. Christus hat nie zum Zölibat aufgerufen - das ist eine Altlast der Katholischen Kirche und hat N I C H T S mit Christsein zu tun. Wir kenn Gott durch Jesus Christus und er hat das Leben geschaffen und will die vollkommene Freude für jeden Menschen!… Mehr anzeigen
Ein altes Thema was an Aktualitaet nichts eingebuesst hat. Dieser mexikanische Film ist heute so aktuell heute wie er es in der Zeit war, wo das Buch geschrieben wird. Mexikanische Aufarbeiten eines Problemes das von der katholischen Kirche nicht oder nicht geloest werden kann: das Zoelibat.
Schoener Liebesfilm mit tragischem Ende. Riesen Erfolg in Mexiko: Kirche verdammte Film von der Kanzel.… Mehr anzeigen
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