Germanikus Deutschland 2004 – 86min.
Filmkritik
Sumpfinger Barbarengeschichten
Gerhard Polt ist zurück im Kino. In "Germanikus" führt er uns ins alte Rom und zeigt, wie ein Teilzeit-Barbar das Reich in seinen Festen erschüttert.
Hermann (Gerhard Polt) ist Germane; Sumpf-Bavare um genau zu sein, und zwar aus Sumpfingen. Fernab der römischen Hochkultur führen er und seine Sippe ein beschauliches Leben im Wald. Tägliche Höhepunkte sind das Lausen, Fliegenpilzfressen und der Weg von Hütte 1 nach Hütte 4. Hermann ist faul, so faul, dass ihm immer eine Ausrede einfällt, um nicht am alljährlichen Raubzug in die zivilisierte Welt teilnehmen zu müssen. Allein gelassen mit dem ganzen Sumpfinger Weibsvolk, beglückt er gerne am Abend noch diese oder jene einsame Dame in ihrer Weiderutenhütte. So kommt es, dass der Barbarenhaufen nach seiner Rückkehr von der Beutefahrt mit ein, zwei ungewollten Schwangerschaft konfrontiert ist.
Schnell ist Hermann als Übeltäter ausgemacht, doch bei der Flucht aus Sumpfingen gerät der Barbar schon in die nächste unangenehme Lage: Römische Sklavenhändler nehmen ihn gefangen. So gelangt das gutmütige, blonde Mondkalb schliesslich nach Rom, wo er als Gladiatorenfutter im Zirkus enden soll. Doch Hermann, bauernschlau, weiss sich zu helfen und bringt es schliesslich - nach etlichen Umwegen - bis zum römischen Imperator.
Nach 12 Jahren ist der deutsche Ausnahme-Komiker Gerhard Polt nun endlich wieder ins Kino zurückgekehrt. Die lange Pause - "Herr Ober" kam 1992 in die Kinos - war offenbar nicht ganz freiwillig, glaubt man den Berichten, die von Geldsorgen, Streitereien, Produzentenwechseln und Nachdrehs sprechen. Demnach waren die Hauptarbeiten in Cinecittà längst abgeschlossen, als der Verleih, der dem Film nicht traute, auf Nachbesserungen drang. Neue Köche wurden an Bord geholt und herzlich überflüssige Kurzauftritte der germanischen Comedy-Elite (Anke Engelke, Tom Gerhardt, Victor Giaccobo) in den Film gedrückt, so dass schliesslich ein ziemlich flacher Mix entstand, den anzuschauen aber trotz allem Spass bereitet. Dies wiederum ist vor allem dem genialen Polt gedankt, dessen Präsenz offenbar keine noch so platten Witze etwas anhaben können.
Das Zusammenspiel mit seiner langjährigen Partnerin Gisela Schneeberger sorgt denn auch für die Glanzlichter in "Germanikus". Die beiden haben ganz einfach ihre früheren bayrischen Alltagsszenen ins klassische Altertum verlegt und keifen und brummen nun über Weinpreise, dumme Christen, Fahrerflucht und die Gefahr, beim Kauf eines griechischen Philosophen übers Ohr gehauen zu werden. Der ganze Rest ist ein durchschnittlicher Aufwisch aus "Monty Pythons Life of Brian", "Toll trieben es die alten Römer" und "Asterix"-Standards. Der Film ist zwar weniger kompakt herausgekommen als der vergleichbare "Schuh des Manitu"; komischer als Mel Gibsons "The Passion of the Christ" ist Polts "Germanikus" aber allemal.
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