Filmkritik
Crocodile Dundee rückwärts
Man soll ja bekanntlich wilde Tiere nicht füttern. Noch viel weniger sollte man sie einkleiden. Vor allem, wenn in der Jacke tausende von Dollars aus Papis Portemonnaie stecken. Diese leidvolle Erfahrung machen zwei Tollpatsche in einer Stromlinienkomödie made by Bruckheimer.
Seit "Crocodile Dundee" durfte das australische Outback kaum mehr als malerischer Hintergrund für seichte Komödien herhalten. Jetzt ist es wieder soweit. Anders als beim Krokodilmann ist es aber diesmal kein Hinterwäldler aus Down Under, der sich in den Dschungel der Grossstadt verirrt, die Route verläuft genau umgekehrt. Und wo bei Dundee die Reptilien nur in toter Form und in handlichen Portionen als Halskette vorkamen, ist das Känguruh hier zwar auch nicht aus Fleisch und Blut, aber immerhin vom Computer animiert.
Eine Reanimation hat das australische Nationaltier auch nötig, denn es ist soeben von Charlie Carbone (Jerry O'Connel) irgendwo im Outback hinter Sidney überfahren worden. Charlie und sein Freund Louis (Anthony Anderson) sind in heikler Mission unterwegs. Sie sollen 50'000 Mafiadollar einem ominösen Mr. Smith in einem Dorf mit unaussprechlichem Namen abliefern.
Besser wärs, die beiden Nichtsnutze erfüllten diesen Auftrag, denn er ist nach zahlreichen verpatzten Geschäftchen und noch mehr Missgeschicken die letzte Chance, sich bei Charlie's Stiefvater, dem Mafiapaten Sal Maggio (Christopher Walken) wieder beliebt zu machen. Aber schliesslich ist man ja nicht nur Mafiakurier, sondern auch Tourist im fremden Land, und ein Känguruh ist tot oder lebendig ein attraktives Motiv für ein Erinnerungsfoto. Besonders wenn es mit Jacke und Sonnenbrille ausgestattet wird. Der Fototermin erweist sich jedoch für das Wüstentier als äusserst belebend. So hüpft das Känguruh davon, am Känguruh die Jacke, in der Jacke der Umschlag, im Umschlag die 50'000 Dollar. Die Jagd kann beginnen.
Wo Jerry Bruckheimer drauf steht, kann nicht viel Tiefgang drin sein. Und wenn ebendieser Produzent der grossen Explosionen auch noch von sich gibt, sein Zeil sein ein Action-Adventure für Kids gewesen, bei dem nur die Unterhaltung zählt – dann kann man sich beruhigt zurücklehnen, denn man weiss, dass sich das Hirn eine ungestörte Pause gönnen kann.
Jerry O'Connel, der sein Debut 1986 in der Stephen King-Verfilmung "Stand by me" gab, schaffte es zuletzt vor drei Jahren in "Mission to Mars" in die Schweizer Kinos, Anthony Anderson plapperte sich gerade als Typus "lustiger Sidekick" durch den Actionstreifen "Cradle 2 the Grave". Zusammen gewinnen sie der Geschichte einige witzige Momente ab, die sonst nicht allzuviel mehr zu bieten hat als strapazierte Australierklischees und Estella Warren ("Planet of the Apes") als attraktive Dekoration. Immerhin: Die Landschaftsaufnahmen aus dem Outback machen wieder einmal Lust auf eine Reise nach Down Under.
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