Los debutantes Chile 2003 – 113min.
Filmkritik
Ganovisch für Anfänger
Im Fahrwasser von "Amores perros" beschert uns "Los debutantes" einen aus den verschiedenen Perspektiven seiner drei Hauptfiguren erzählten chilenischen Thriller. Weder dieser narrative Kniff noch die fadenscheinige Sexploitation täuschen darüber hinweg, dass dem 31-jährigen Regisseur und Drehbuchautor Andrés Waissbluth wenig (Er-)Zählbares eingefallen ist.
"Los debutantes" beginnt in einem Puff - und dies hat seinen Grund. Nicht, dass die Handlung einen zwingenden Anlass dafür lieferte, nur fehlt es dem chilenischen Thriller an Reizen, die nicht rein äusserlicher Natur sind. Andrés Waissbluths hübsche Hauptdarstellerin Antonella Ríos, von der er verständlicherweise einigermassen hingerissen gewesen sein dürfte, erhält denn auch reichlich Gelegenheit, ihren schlanken Körper zu präsentieren und/oder ihre Gesangskunst vorzuführen.
Mangel an Substanz ist auch, was einen Filmer durchaus mal dazu bewegen kann, sich bei Meister Kurosawas "Rashomon" (1950) zu bedienen und ein Geschehnis von verschiedenen Figuren aus verschiedenen Blickwinkeln erzählen zu lassen. Im Idealfall erwächst beim Kinogänger dadurch eine Einsicht um die trügerische Natur der Wahrheit oder doch wenigstens eine wohlige Verwirrung. Bei "Los debutantes" kriegen wir hingegen einfach dieselbe dünne Geschichte dreimal erzählt, vielleicht mit neuen Ansichten, nicht aber mit neuen Einsichten.
Als erstes folgen wir dem 17-jährigen Victor (Juan Pablo Miranda) ins Puff, wo er Herz statt Unschuld verliert - und zwar ausgerechnet an die Geliebte des halbseidenen Don Pasqual, Gracia (Antonella Ríos). Victors Bruder Silvio (Néstor Cantillana) ist Mittelpunkt des nachfolgenden Abschnittes, der ihn als Chauffeur in die Dienste des ganovenhaften Geschäftsmannes - und ebenfalls in Gracias Arme - führt. Nachdem wir im dritten Anlauf Zeugen von Gracias Leidensweg als Sexspielzeug von Don Pasqual geworden sind, führen die drei Erzählstränge zu einem blutigen Finale zusammen.
Zugegeben, zusammengefasst lässt sich das gar nicht mal so öde an, über zwei Stunden ausgebreitet erweist sich der Plot aber als leidlich gehaltvoll. Nebst Ganovenpose, lustlos Fleischlichem und erzählerischer Schlaumeierei erwartet uns in "Los debutantes" nämlich wenig mehr als die warme Luft Santiagos.
In den sieben Jahren Produktionsdauer, die Andrés Waissbluths Thriller erfordert haben soll, sei ein Dutzend Drehbuchfassungen in die Tasten gehauen worden. Der "chilenische Pulp Fiction", von dem die Marketingabteilung schwärmt, war offenbar bis zuletzt nicht darunter.
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Kommentare
wow, wirklich wiedereinmal ein film für den es sich lohnt geld auszugeben, nicht diese 0815 hollywood scheisse die gerade im kino so läuft, tschuldige die bemerkung, aber ist hald schon etwas dran! überzeugende schauspieler, spannende story, geiler filmschnitt (vergleichbar mit pulp fiction), und guter Soundtrack! nur zu empfehlen!… Mehr anzeigen
Der Film verdient es, mehrmals angeschaut zu werden. Es ist kein einfacher Film, aber die Schauspieler und die Art der Erzählung vermögen zu überzeugen. Die beeindruckende Garcia ist übrigens nicht die Geliebte von Bordellbesitzer Pasqual, wohl eher seine Gefangene. So gesehen zeigt der Film auch menschliche Tragik, die berührt.… Mehr anzeigen
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