CH.FILM

Mais im Bundeshuus - le génie helvétique Schweiz 2003 – 91min.

Filmkritik

Mais im Bundeshuus

Filmkritik: Senta van de Weetering

Die Anordnung ist denkbar einfach: Jean-Stéphane Bron und sein Filmteam stellen sich im Bundeshaus auf, vor dem Raum, in dem eine parlamentarische Kommission ein Gesetz zur Gentechnologie erarbeiten soll. Die Sitzungen sind geheim, deshalb befragt Bron davor, dazwischen und danach die einzelnen ParlamentarierInnen zum Stand der Diskussion. Und sie geben erstaunlich offen Auskunft. Entstanden ist ein Lehrstück in Sachen Demokratie und ein Dokumentarkrimi.

Es geht um Sieg und Niederlage. Um Taktik und Strategie, darum, Verbündete zu gewinnen. Und manchmal scheint die Stimmung nicht weit entfernt von derjenigen eines sportlichen Wettkampfes. Fünf Politikerinnen und Politiker sind es hauptsächlich, die Jean-Stéphan Bron Auskunft geben über die Diskussionen zum Gentech-Gesetz. CVP-Mann Jacques Neirynck diagnostiziert am Anfang: Am umstrittensten werde die Frage nach dem Moratorium sein. Die SP und die Grünen seien dafür, die FDP dagegen, und er habe sich seine Meinung noch nicht gemacht. Damit gehört er zu den heiss Umworbenen in diesem Gremium.

Die Fraktion der BefürworterInnen eines Moratoriums wird angeführt von der Biobäuerin Maya Graf. Streitlustig und provokativ, mit Lust an der Selbstdarstellung blickt sie zurück auf die soeben gelaufenen Debatten und stellt Prognosen, welche Unentschlossenen sich am Ende durch welches Argument von welcher Position überzeugen lassen werden. Schützenhilfe erhält sie von Seiten der SP durch Liliane Chappuis und – die unheilige Allianz scheint allen Seiten etwas unheimlich - durch Josef Kunz von der SVP. Kunz, ebenfalls Bauer, verfolgt eine ganz andere Taktik, hält sich länger zurück und bringt dann Kompromissvorschläge auf den Tisch. Auf der Gegenseite erscheint Johannes Randegger, FDP, zunächst als Einzelkämpfer, der jedoch seine Verbündeten ebenfalls zu finden weiss.

Den Politikern gibt der Film die Möglichkeit zur Selbstdarstellung, und einige nützen sie weidlich. Insbesondere die HauptkontrahentInnen, Graf und Randegger, geben ausführlich Auskunft. Dabei konzentrieren sie sich auf den Verlauf der Diskussion und verzichten zum Glück weitgehend auf Werbeslogans für ihre Positionen. Bron macht denn auch keinen Dokumentarfilm zum Thema Gentechnologie. Er bringt vor allem die Lust der Politiker am Streit, am Taktieren, ihre Freunde, wenn etwas gelingt undihre Enttäuschung bei Teilniederlagen auf die Leinwand.

NichtpolitikerInnen, die normalerweise nur mit den Ergebnissen parlamentarischer Entscheidungsfindung konfrontiert sind, gewährt der Film einen schönen Blick hinter die Kulissen, und man darf staunen, dass sich aus einer so trockenen Materie ein so spannender Film machen lässt.

21.12.2020

4.5

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Kommentare

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aforrer

vor 13 Jahren

Hab den Film nicht gesehen, aber kann die Bewertung nicht löschen...


djvan

vor 20 Jahren

Für alle die immer meinen, die in Bern die tuen nichts!


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