Moi et mon blanc Burkina Faso, Frankreich 2003 – 90min.

Filmkritik

Schwarz-weisse Männerfreundschaft

Filmkritik: Irene Genhart

"Moi et mon blanc", der sechste Spielfilm von S. Pierre Yameogo aus Burkina Faso, ist eine vergnügliche, euro-afrikanische Filou-Komödie.

"Franck hat einen Schwarzen heimgebracht", tratschen die Nachbarinnen auf dem Balkon in Paris, als der Franzose Franck (Pierre-Loup Rajeot) seinen neuen Freund Mamadi (Serge Bayala) zum ersten Mal zum Essen mit nach Hause bringt. Ungefähr dreissig Film-Minuten später sitzen in Ouagadougou zwei Männer vor einem Haus und erzählen sich, dass Mamadi von seinem Aufenthalt in Paris einen Weissen mitgebracht habe, der nun bei der Familie zu Gast ist.

Solche Verdoppelungen, beziehungsweise Spiegelungen gehören zum Grundkonzept von "Moi et mon blanc" des Burkinaben S. Pierre Yameogo. Erzählt wird eine vergnügliche Filou-Geschichte, in deren Mittelpunkt der aus Burkina Faso stammende Mamadi und sein Pariser Freund Franck stehen. Die beiden lernen sich als Aufseher in einem Pariser Parkhaus kennen: Franck ist ein Lazy Boy, der im Leben nie viel erreichen wollte, noch bei Muttern lebt und als Parkwärter genug verdient, um sich über die Runden zu bringen. Mamadi hingegen ist ein fleissiger Student, kurz davor, in Paris das Studium der Rechtswissenschaften abzuschliessen, als ihn ausbleibende Stipendien zwingen, schwarz seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Bloss Arbeitskollegen sind die beiden, bis Mamadi per Zufall in den Besitz einer Tüte mit Drogen und einer nicht kleinen Summe Geld gerät. Da er sich nicht an die Polizei wenden kann, zeigt er seinen Fund Franck, und dieser hilft ihm, den Besitzern desselben zu entkommen. Eher per Zufall denn gewollt oder gar per Seelenverwandtschaft werden die beiden so zu einem kurligen Freundespaar und setzen sich, als die Lage in Paris allzu brenzlig wird, per Flugzeug nach Burkina Faso ab.

Der Länderwechsel funktioniert in "Moi et mon blanc" als Spiegelungsachse. Denn S. Pierre Yameogo geht es um weit mehr als um eine vergnügliche, aber nicht sonderlich tiefschürfige Ganoven-Geschichte, in deren Verlauf Franck und Mamadi ihre illegal erworbenen Reichtümer postwendend wieder verlieren. Ausgehend von den eigenen Erfahrungen, die er als Schwarzer in Paris machte, zeichnet der Regisseur die Komplexität kultureller Unterschiede - und Gemeinsamkeiten - auf.

Er tut es anhand kleiner Alltäglichkeiten, in dem er die beiden Protagonisten alles, was sie im ersten Teil des Filmes in Paris erleben, in Ouagadougou nochmals durchmachen lässt. Bemerkt der Zöllner bei der Ausreise in Paris, dass Mamadis Aufenthaltsbewilligung abgelaufen ist, so wird bei der Einreise in Afrika als erstes festgestellt, dass Franck keine Visa hat. Und ist beim Essen mit Francks Eltern die Rede von Familie und Geschwistern, so dreht sich die Tischkonversation bei Mamadis Familie um genau dasselbe Thema.

"Moi et mon blanc" ist eine vergnügliche und kluge Komödie, die das (Über-)Leben in der multikulturellen Gesellschaft von heute als eigentliches Abenteuer begreift. Ein Film, der vordergründig viel leichtfüssiger daherkommt, als er de facto ist, und der mit Serge Bayala und Pierre-Loup Rajot in den Hauptrollen ein wunderbar ungleiches, aber überzeugend agierendes Darsteller-Paar vorstellt.

21.12.2020

3.5

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

Mehr Filmkritiken

Venom: The Last Dance

Typisch Emil

Lee - Die Fotografin

Tschugger - Der lätscht Fall