Filmkritik
Narc
Fehlbare Polizisten im Visier: Senior und Junior (Ray Liotta und Jason Patric) liefern sich ein moralisches Duell. Doch keiner gewinnt die Gunst des Publikums.
Ein Hüter der öffentlichen Ordnung zu sein, schützt vor Torheit überhaupt nicht – diese Weisheit vermittelt Joe Carnahans "Narc". Unter der Aufsicht seines Vorgesetzten Henry Oak (Ray Liotta) soll Undercoveragent Nick Tellis (Jason Patric) den tragischen Tod eines Dienstkollegen aufklären. Der Auftrag kommt einer Strafe gleich: Zuvor hat der Fahnder, selbst ein junger Familienvater, in einer Verfolgungsjagd eine hochschwangere Frau angeschossen. Seine Ermittlungen bringen indes verborgene Abgründe der Staatsinstanz zu Tage.
Joe Carnahans Werk könnte als Actionfilm mit dem akustisch tiefsten Grundpegel in die Kinogeschichte eingehen. Patrics Stimme ist durchgehend leise und gepresst, der Streifen als Ganzes von einer bedeutungsschwangeren Stille geprägt. Nur gelegentliche Gewaltausbrüche, die ihrerseits bis zur Unerträglichkeit ausgewalzt sind, strukturieren das Vakuum.
Im übrigen ist in dieser Drogenmilieu-Geschichte ganz auf die Trends der filmischen Gegenwart gebaut worden: hysterische, handgehaltene Kamera, etwas Split-Screen, eine unterkühlte stahlblaue Farbgestaltung und ein rasanter Einstieg - zusammengefasst eine junge Ästhetik, wie etwa gesehen in Inaritus "Amores Perros".
"Narcs" schnauzbärtiges Ermittlungsgespann wirbt nicht um die Sympathien des Publikums. Die Stars verkrampfen sich in einem von Todesernst belasteten Dauerzustand. Durch tragische oder konfliktgeprägte Familienszenen sollen Mitgefühl und Interesse für die Schicksale der beiden Hauptfiguren geweckt werden - eine Rechnung, die nicht aufgeht. Die emotionale Schwerfälligkeit des modebewussten Konstrukts verführt dazu, zumindest in Gedanken, die Flucht zu ergreifen.
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Kommentare
dieser knallharte action-thriller zeigt einiges schon-da-gewesenes, in blau-ton getunkt, verschwörerische machenschaften innerhalb undercover-einheiten, düstere kulissen (detroit)... doch beeindruckend ist der tempo-wechsel, von der absoluten stille zur verfolgungsjagd mit handycam-aufnahmen und zurück. joe carnahan mit einem alles in allem wirklich sehr guten und vielversprechenden debut.
ps. spitzen-bildqualität im riffraff (zürich)!!! leider einige beats von der benachbarten bar vernehmbar...… Mehr anzeigen
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