CH.FILM

Skagerrak Dänemark, Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweden, Schweiz, Grossbritannien 2003 – 104min.

Filmkritik

Das dicke Ende naht

Filmkritik: Eduard Ulrich

Nach dem bezaubernden "Mifune" (Dogma Nr 3) legen Sören Kragh-Jacobsen (Regie, Drehbuch), Anders Thomas Jensen (Drehbuch) und Iben Hjejle (Hauptrolle) einen in fast jeder Hinsicht gegenteiligen Film vor: Die kurze Geschichte einer jungen Frau, die sich als Gegenleistung für eine Finanzspritze von einem fremden Mann begatten lässt, diesen Schritt aber bald bitter bereut.

Die beiden knapp 30-jährigen Freundinnen, die Irin Sophie (Bronagh Gallagher) und die Dänin Marie (Iben Hjejle), tingelten die letzten Jahre um den Globus: Gelegenheitsjobs und -bekanntschaften, Drogenräusche, illusorische Pläne, utopische Hoffnungen und Geldmangel bestimmen ihr Leben. Nun sind sie in Schottland auf Grund gelaufen, wo Sophies verflossener Freund angeblich eine Autowerkstatt betreibt und sie nun ihr Glück versuchen wollen. Da trifft es sich gut, dass eine Zufallsbekanntschaft der Patriarch einer vom Aussterben bedrohten Spezies ist: Ein reicher Landadeliger, dessen Sohn und Schwiegertochter keinen Erbenkel bekommen können. Der Gutsbesitzer wittert in der bildhübschen Dänin das ideale Opfer: Sie soll als Ersatzmutter den fehlenden Stammhalter liefern - eine traditionelle Praxis im inzuchtgeschädigten, oft sterilen europäischen Adel.

Bekanntlich stehen Schotten im Ruf, geizig zu sein, und diese Figur macht ihrem Ruf alle Ehre: Ohne Vorsichtsmaßnahmen wie medizinische oder psychologische Abklärungen und ohne den Umweg einer Leihmutterschaft macht er der abgebrannten Dänin ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann - schon allein deshalb nicht, weil sie von ihrer konsequent aufs Pekuniäre konzentrierten Freundin kräftig bearbeitet wird.

Geiz ist also geil? Nicht ganz, denn trotz der guten Stoffvorlage vergibt der Regisseur seine Chancen. Erlag man in "Mifune" dem unwiderstehlichen Charme der ein zartes Dänisch sprechenden Hauptdarstellerin, so ernüchtert einen das derbe Gossenenglisch doch ziemlich. Aber auch die Handlung stolpert von Szene zu Szene und erlaubt es nicht, wirklich Anteil an den Figuren zu nehmen. Die meisten sind Karikaturen und in einer Art verkörpert, die ans Schmierentheater erinnert. Obwohl angeblich eine Romanze, kann die Liebe als die große Abwesende in diesem Streifen gelten.

Leider ergänzt sich die lieblose, kaum ein Klischee auslassende Inszenierung sehr unglücklich mit dem dürftig konstruierten, inhaltlichen Klamauk. Viele Aspekte werden angerissen, aber keiner motiviert eingeführt, geschweige denn richtig ausgeführt. Da fallen Widersprüche und lausige Untertitel (wer versteht Schottisch?) kaum noch ins Gewicht. So verlässt man den Saal mit dem Gefühl, dass man den eigentlichen Film verpasst hat, der sich mit dem Thema Liebe oder Nachwuchs gegen Geld hätte auseinandersetzen wollen.

18.05.2021

2.5

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Kommentare

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tuvock

vor 20 Jahren

So ungefähr war die Handlung. Könnte ein Dogma Film sein. Langweilig, einfach, primitiv, eigenartige anspruchsvolle Handlung, meiner Freundin gefiel der Film, mir Ihre weiche Schulter, wo ich einschlief.
Das ganze ist ein Sozialdrama. Das Skagerrak ist ein Meer, das ein Teil der Nordsee ist. Es liegt zwischen Dänemark und Norwegen. Über das Kattegat erfolgt die Verbindung zur Ostsee. Das Meer war 1916 Schauplatz der Seeschlacht am Skagerrak. Warum der Film so heißt ist klar, die Werkstatt vom Toten Ken hieß so.

Der Film hat einige überraschende Wendungen, das schon aber ich fand ihn langweilig. Der Film ist vom Dänen Sören Kragh-Jacobsen der mit Mifune so erfolgreich wurde. Vielleicht gefiel mir der Film nicht weil er so langweilig einfach anspruchsvoll war, und ich muss mich da immer konzentrieren. Nichts fliegt herum, keiner rast in den Weltraum raus mit einer selbst gebastelten Mistkübeltonne mit Wasserstoffantrieb. Na egal, die Schauspieler haben gut gepasst, haben gut gespielt, alles passt aber, mir war der Film zu fade, die Handlung fand ich etwas öde, die Locations nett, das ganze zu Dogmamässig, mit so was kann ich mich nicht anfreunden, der Film ist eher was für spezielle Programmkinos und einen verregneten verschneiten Sonntag Nachmittag wenn man gerade nicht viel zu tun hat und sich so einen Film im Schnelldurchlauf anschauen möchte.

Für mich nichts, sonst für Kritiker sehr anspruchsvoll und intelligent.

50 von 100Mehr anzeigen


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