Swimming Pool Frankreich, Grossbritannien 2003 – 102min.

Filmkritik

Eine Engländerin auf dem Kontinent

Serge Zehnder
Filmkritik: Serge Zehnder

François Ozon präsentiert nach "8 Femmes" ein weiteres Spielstück, das von einem unnachgiebigem Formwillen und viel cineastischem Pathos geprägt ist. Charlotte Rampling trifft als britisch unterkühlte Erfolgsschriftstellerin in Südfrankreich auf die verführerische Ludivine Sagnier. Kulturen, Generationen und sexuelle Spannung prallen aufeinander.

Sarah Morton (Charlotte Rampling), ihres Zeichens erfolgreiche Krimi-Autorin, hat genug von ihrem investigativen Helden. Nach Jahren der schriftstellerischen Einseitigkeit empfindet sie für ihr Leben im grauen London nur noch Verachtung, welche sie hinter einer gesunden Portion Zynismus verbirgt. Ihr Verleger John (Charles Dance) empfiehlt ihr deshalb einen Urlaub in seinem Landhaus in der Provence. Umgeben von Sonne, Pinienheinen und pittoresken Dörfern soll Sarah für eine Weile ausspannen. Etwas zaghaft nimmt sie den Vorschlag an und reist über den Kanal.

Zur selben Zeit macht es sich allerdings auch John's entfremdete Tochter Julie (Ludivine Sagnier) in der Villa bequem, was Sarah alles andere als gelegen kommt. In gegenseitiger Ablehnung beginnen die beiden Frauen, aneinander vorbei zu leben. Doch Julies sexuelle Offenherzigkeit und Sarahs offensichtlichen Wunschfantasien bringen die Frauen schnell näher, und die charakterlichen Ähnlichkeiten treten alsbald zu Tage.

Ozon benutzt, wie schon eine Reihe namhafter Regisseure vor ihm, die aufkeimende sexuelle Spannung als Einstiegspunkt in das Innenleben seiner Figuren. Dabei greift er auf das etwas klischierte Bild der frigiden Engländerin und der frivolen Französin zurück. Das Wechselspiel von Muse und Autorin, die von Rivalinnen zu Verbündeten werden und schliesslich eins sind, ist eines der Kernthemen von "Swimming Pool".

Dabei gelingt es Ozon erneut, eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Er lehnt sich an Hitchcock an, während seine Heldin Sarah eine Mischung aus Agatha Christie, Ruth Rendell und Patricia Highsmith ist. Rampling nimmt sich dieser typisch englischen Rolle ein weiteres Mal bravourös an, und spielt jede Facette bis ins letzte Detail aus. Sagnier bleibt die Rolle des Luders vorbehalten, deren Entwicklung zwar vorhanden ist, aber am Ende beinah in sich selbst aufgelöst wird.

Der Plot selbst konzentriert sich auf das Haus und den titelgebenden Pool. Zwischen Voyeurismus und Psychoanalyse oszillierend, driftet Ozon in eine Fantasieebene ab, die als Konzept legitim sein mag, aber in der Umsetzung einige unschöne Nahtstellen aufweist. Der Film wirkt stellenweise stark überkonstruiert. Diese Unebenheiten und der missratene Schluss, der etwas und alles bedeuten kann, entziehen dem ansonsten geradlinig inszenierten "Suspense"-Streifen einen Teil seiner Qualität. Was als Genre-Stück beginnt, wird als meditatives Kunstkino beendet. Eines von beiden hätte genügt.

10.11.2020

3

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movie world filip

vor 13 Jahren

sexy... psychologisch... klasse


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vor 13 Jahren

sexy... psychologisch... klasse


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