The Company Deutschland, USA 2003 – 112min.
Filmkritik
Die Überwindung der Schwerkraft
Weder Psychologie noch Handlung interessieren Robert Altman in "The Company": Dem Ballett selbst gehört seine ganze Aufmerksamkeit.
Tanz und Film sind schon öfters Affären eingegangen und haben in den besten Fällen gewonnen: Die Magie der Bewegung wird verstärkt durch die Nähe des Bildes, der Film kann den Tanz noch mehr in eine Traumwelt entrücken, wo Räumlichkeit eigentlich bloss eine Leinwand ist und doch eine Welt bildet, die immer einen Schritt jenseits unserer Erfahrungen bleibt.
Tanzaufführungen und vor allem -ausbildungen besitzen bereits ein hohes Mass an Dramatik: Auf dem Weg zum Traum von Berühmtheit muss sich Können mit Kunst und Erotik vermischen. Doch im Gegensatz zu den Achtzigerjahre-Tanzfilmen wie "Flashdance" und "Fame" oder der Ballett-Serie "Anna", die Tausende von Mädchen zu Tutus und rosa Spitzenschuhen verführte, verzichtet Robert Altmans "The Company" grösstenteils auf eine Handlung.
Der Film gehört der Truppe oder genauer: ihrer Kunst, dem Tanz. Es gibt zwar auch in "The Company" eine Liebesgeschichte, aber diese wird ebenso beiläufig gezeigt wie die Dramen der Ballettwelt: Zu Beginn ersetzt Ry (Neve Campbell) eine Tänzerin, am Schluss bleibt sie selbst während einer Vorführung verletzt liegen. Sofort springt eine andere Tänzerin ein, und die farbenfrohe Show geht weiter.
The Company vermengt Dokumentarisches mit Fiktion. Unter die Tänzer des Joffrey-Balletts aus Chicago mischen sich Schauspieler wie Malcolm McDowell als strenger, exzentrischer und brillanter Tanztruppenleiter. Insbesondere besticht Neve Campbell, wie bereits in der "Scream"-Trilogie, durch ihre Bodenständigkeit und auch durch ihren Tanz. Sie hat eine Ausbildung am kanadischen Nationalballett genossen und schrieb sogar am Drehbuch mit.
Den Regisseur scheinen vor allem die Überwindung der Schwerkraft und die Auflösung des Raums zu interessieren: Füsse schweben in Zeitlupe sekundenlang über dem Boden, und die Bühne bleibt in Schwarz getaucht, während die Tänzer das ganze Licht und die ganze Kraft der Aufführung tragen.
Tanzszenen werden meist vollständig gezeigt, in Zeit und Bild, so dass wir die Gesamtfiguren sehen, welche die Künstler zusammen in totaler Konzentration bilden. Hier muss kein Cutter ein vermeintliches Ganzes aus Details schaffen, um Mängel zu kaschieren wie in "Chicago". Hier werden auch keine Doubles eingesetzt wie in "Flashdance", denn es tanzen Profis.
Robert Altman, der 1976 mit "Nashville" ein Meisterwerk des Ensemblefilms schuf, 1993 mit "Short Cuts" und zuletzt mit "Gosford Park" nachdoppelte, verleiht diesem Genre eine neue Dimension: Der Einzelne wird tatsächlich unwichtig, nur das Ensemble zählt. Die vielen Vogelperspektiven und die teils künstlich wirkenden Aufnahmen der High-Definition Digitalkamera verstärken die Distanz zu den einzelnen Figuren noch: Der Tanz als solches steht inhaltlich wie formal im Zentrum, und Altman entführt uns zwei Stunden lang in die Kunst der Abstraktion des Körpers.
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Kommentare
Ballett ist ein Kunstwerk und kommt in diesem Film fantastisch zur Geltung. wunderschöne Musik und Tanzszenen! die Choreografie ist grandios! diese Ideen sind unglaublich! ein Muss für alle Tanzfreaks!
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