The Core Grossbritannien, USA 2003 – 135min.
Filmkritik
Reise zum Mittelpunkt der Erde
Um den abgeschaltenen Erdkern mit Atombomben wieder "anzuknipsen", dringt in diesem Sci-Fi-Abenteuer eine Crew zum Mittelpunkt der Erde vor. Ansonsten droht der Weltuntergang. Das Ergebnis: Ein Streifen, so inspirierend wie eine CD von Dieter Bohlen.
Businessleute brechen zusammen, desorientierte Tauben fliegen den Menschen am Trafalgar-Square wie Sturzkampfbomber um die Ohren, in San Francisco bricht die Golden Gate Bridge auseinander, und Rom sieht nach einer Schockwelle aus, als wäre Nero zurückgekehrt. All diese Phänomene bleiben unerklärt, bis der Geophysiker Dr. Keyes (Aaron Eckhart) herausfindet, dass im Inneren der Erde etwas nicht mehr ganz richtig tickt. Offensichtlich hat der Erdkern aufgehört zu rotieren, was dazu führt, dass der elektromagnetische Schutzschild des Planeten zerfällt und die Erdbewohner dadurch tödlicher Strahlung aus dem All schutzlos ausgeliefert sind. Das Ende der Menschheit naht.
Was tun? Zusammen mit Dr. Zimsky (Stanley Tucci) und Dr. Laveque (Tchéky Karyo) heckt Dr. Keyes einen genialen Rettungsplan aus: Ein Team mit Shuttle stösst durchs flüssige Erdinnere bis zum Kern vor, klinkt Atombomben aus, zündet diese, et voilà ... der Kern dreht sich wieder. Mit Dr. Brazzelton (Delroy Lindo) ist schnell auch der Mann gefunden, welcher das Gefährt für die "Terranauten" konstruiert. Um die Frauenquote etwas zu heben, wird als Pilotin Major Childs (Hillary Swank) angeheuert, allerdings nicht ohne ihr Commander Iverson (Bruce Greenwood) voranzustellen.
Neu ist die Idee ja nicht gerade. Wenn sich in "The Core" im Jahr 2003 das Gefährt samt Besatzung zum Erdkern bohrt, haben in der Literatur andere Terranauten ihre Spuren im Erdinnern längst schon hinterlassen. So stieg in der "Göttlichen Komödie" (1321) Dichter Dante in die Höllenkreise herab. In Jules Vernes Roman traf man sich im isländischen Vulkan Snaefellsjökull zu einer "Reise zum Mittelpunkt der Erde" (1864), und der amerikanische Autor H. P. Lovecraft wiederum sah im Horror-Klassiker "Berge des Wahnsinns" (1936) bodenlose Abgründe von der Antarktis aus ins Innere stürzen.
Einmal drin in der Erde, tummelten sich die Helden in vergessenen Welten, wo sich ihnen oft allerlei unfreundliche Kreaturen in den Weg stellten. Für den Film waren solche Vorstellungen ein gefundenes Fressen, weshalb immer wieder Expeditionen ins Erdinnere losgeschickt wurden. In diesen meist drittklassigen Fantasy-Filmen trafen viertklassige Schauspieler auf fünftklassige Amazonenkriegerinnen, Dinosaurier, Schuppenechsen, Unterweltmeere, Diamantenfelder und lavaspeiende Vulkane. Alles meist ein kindischer Spass.
"The Core" ist gleichfalls einwandfreier Schwachsinn, trotzdem bleiben die Bilder, welche Regisseur Jon Amiel ("Copy Cat") für die Welt drinnen gefunden hat, frei von jedem Trash-Appeal. Lieblos dümpelt ein A1-Cast auf Autopilot geschaltet Richtung Erdzentrum. Etwas zwischenmenschlicher Knatsch, etwas Heldentod und immer wieder ein Blick auf den Monitor, auf dem eine "geheimnisvolle" (Digital)-Welt simuliert wird. Wenn in den alten Filmen die Styropor-Vulkane wackelten und die Girls in den Fellbikinis gackerten, so hatte das doch zumindest Charme. Die Reise, welche das Team in "The Core" unternimmt, ist hingegen etwa so aufregend wie eine Fahrt durchs Tiefkühlregal der Migros.
Dein Film-Rating
Kommentare
so einen schwachsinn habe ich schon lange nicht mehr gesehen. an diesem film ist wirklich alles schlecht. ein schande, dass Hilary Swank sich für sowas nicht zu fein war.
Ich war schon ein wenig enttäuscht, als ich das Kino verliess. Ich freute mich sehr auf "The Core". Was mir auffiel: Es ging alles viel zu schnell. Sofort wurden die Leute gefunden, welche sich für diese Mission bereit erklärten. Sofort kam man auf die Idee, ins Erdinnere zu gehen und noch schneller wurde eine Maschine gefunden, mit der das möglich war. Das so ein Film nicht realistisch sein kann, ist mir schon klar, aber das war viel zu viel unreales Zeug. Schade!… Mehr anzeigen
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