The Last Samurai USA 2003 – 159min.

Filmkritik

Eine Frage der Ehre

Filmkritik: Jürg Tschirren

Tom Cruise streift sich den Kimono über und kämpft für die Sache der japanischen Krieger Kaste. In "The Last Samurai" gibt es ein Hauptzahlungsmittel und das heisst Ehre.

Als erstes ist da die grandiose japanische Naturkulisse. Ein Samurai meditiert auf einer Anhöhe, eine Stimme aus dem Off informiert uns über den Wert der Ehre. Ein Schnitt und wir sind in den USA des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Kulisse ist eine andere, in der nichts mehr von der Ruhe und Erhabenheit der japanischen Bergwelt übrig geblieben ist. Wir sehen einen Jahrmarkt und hinter der Bühne einen Betrunkenen, der gleich zur Belustigung der johlenden Masse von seinem Kampf gegen die Rothäute erzählen und seine Schiesskünste unter Beweis stellen wird. Der Trunkenbold ist Nathan Algren (Tom Cruise), der einst bei Gettysburg kämpfte und an Feldzügen gegen Indianer teilnahm. Nun wird er nach Japan reisen, um die kaiserliche Armee im Umgang mit Feuerwaffen zu schulen, denn es gilt einen Aufstand von Samurai niederzuschlagen.

Doch bereits im ersten Gefecht wird Algren verwundet, gefangen und in die Berge, in das Dorf des Samurai-Fürsten Katsumoto (Ken Watanabe) gebracht. Dort präsentiert sich ihm ein Leben, das fast ausschliesslich von Ehre und Spiritualität geleitet scheint. Je länger Algren im Dorf bleibt, desto mehr wird er selber von dieser Lebensphilosophie durchdrungen. Bald kleidet er sich wie ein Samurai, er lernt die Kampfkunst der Krieger kennen und die Schwester Katsumotos lieben - und findet dabei seinen Seelenfrieden.

"The Last Samurai" operiert sehr offen mit einer Gegenüberstellung von Natur und Technik, Tradition und Fortschritt. Bereits in der Eröffnungsszene wird diese Konfrontation überdeutlich, und Regisseur Edward Zwick gibt sich während der restlichen 140 Minuten wenig Mühe, subtiler vorzugehen. Bei Samurais daheim herrscht Natur pur, in der Stadt lediglich Korruption und Dekadenz.

Tom Cruise gibt einen "Troubled Man", der sich durch den Wiedereintritt in den Naturzusammenhang von den Sünden reinwaschen kann, die er im Namen der Zivilisation auf sich geladen hat (die Erschiessung unschuldiger Indianerfrauen und -kinder, um genau zu sein). Regisseur Zwick versteht es, die Krieger-Saga in imposante Bilder zu hüllen, seien es solche von beeindruckenden Landschaften, blutigen Schlachten oder eleganten Schwertkämpfen. Aus der Konkurrenz von Tradition und Moderne gelingen ihm einige schöne Szenen. Als die in klassische Rüstungen gekleideten Samurai zur letzten Schlacht gegen die kaiserliche Armee reiten, ist zuerst ihr wildes Kampfgeschrei und das galoppieren der Pferde zu hören. Doch als die kaiserlichen Truppen, die im Gegensatz zu den Angreifern alle dieselbe Uniform tragen, das Feuer eröffnen, verstummt alles mit Ausnahme der mit mechanischer Präzision und Kadenz abgefeuerten Schüsse der Maschinenkanonen. Die Samurai fallen einer nach dem anderen tot vom Pferd, die Technik hat gesiegt. Doch es war bestimmt kein ehrenvoller Sieg.

Doch vielleicht sollten wir trotzdem nicht zu blauäugig in das Loblied auf die Tugenden von Tradition und Ehre mit einstimmen. Die Samurai waren bekanntlich nichts anderes als die höchsten Funktionsträger eines feudalistischen Systems, das wie alle seiner Art streng hierarchisch gegliedert war, keinen Platz liess für Emanzipation und Demokratie und insgesamt wohl weit weniger idyllisch war, als uns hier vorgemacht werden soll. Dem das hier schreibt sind die dekadenten Segnungen der Moderne jedenfalls allemal lieber.

25.01.2021

3

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Kommentare

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Larsclash

vor 8 Jahren

Ein absolutes Meisterwerk! Die Story ist gut. Die Schauspieler spielen wirklich gut. Dann kommt noch Hans Zimmer's Soundtrack dazu was den Film zu einem absoluten Meisterwerk macht.


MrsStraciatella

vor 11 Jahren

Meiner Meinung nach der beste Tom Cruise Film!
Super Story, Hintergrund und Moral.
Dazu noch der atemberaubende Soundtrack von Hans Zimmer!

Ein Absolutes Meisterwerk!


Gelöschter Nutzer

vor 12 Jahren

Japanisch umwobene Legende, über Tradition oder Kultur, ihr Volk, welches mehrmals aufstand, was wahrscheinlich selten einer versteht. Es ist wichtig sich zu erinnern woher einer stammt in der Fremde, wo sich jemand befindet und wohin einer noch gehen will. Schönes grosses Kino.


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